«Zoogä!»
Helen Busslinger-Simmen
Dieses Urner Dialektwort hat es in sich. Wer bemerkt, was bei diesem Wort mit dem eigenen Mund geschieht, spürt das scharfe Z am Beginn, dabei muss
man – ob man will oder nicht – die Zunge bewegen. Dann das runde O, das etwas von Staunen an sich hat. Es folgt das G ganz hinten im Gaumen,
ganz sinnlich, und dann ein ausuferndes A, das man so weit in die Länge ziehen kann, wie man will.
«Zoogä» ist ein Ruf, der in Uri bei bestimmten Gelegenheiten zum Zug kommt: An Festen, bei lüpfiger Volksmusik, an Fasnachtsanlässen. Am
Katzenmusik-Marsch wird das Wort in die Strassen und Gassen geschrien – ein purer Ausdruck barocker Lebensfreude.
Das Wort könnte vom Urner Lied «Zoogän am Boogä» stammen: Mit einem kraftvollen Bogenstrich wird vom Geiger eine tolle Stimmung erzeugt,
man tanzt, man singt, einige rufen zwischendurch «Zoogä». Wenn sich bei mir an grauen Nebeltagen eine miese Stimmung breitmachen will, sage
ich laut vor mich hin: «Zoogä». Schlagartig verbessert sich meine Laune, ich höre Musik, rieche Zigerkrapfen, ein gutes Gefühl macht sich in meinem
Bauch breit, ich kann wieder anpacken. «Zoogä!»