«Gfitzti» Frauen
Helen Busslinger-Simmen
Sie sind «acheerig» (geschickt) und «gfitzt» (mutig), die Urnerinnen. Schon in Schillers «Tell» zeigt sich Stauffachers Frau ungewöhnlich mutig; der Mut scheint den Urnerinnen angeboren. Nationalrätin Gabi Huber bewegt sich selbstsicher und gelassen inmitten der höchsten Politiker des Landes. Im Regierungsrat wirkt Heidi Z’graggen, in Altdorf steht Christine Widmer Baumann dem Gemeinderat vor, in manchen politischen Gremien und sozialen Institutionen sind Frauen am Steuer.
Ja, Uri hat starke, «gfitzti» Frauen. Ohne die Bäuerinnen etwa würden die Bauernbetriebe zusammenbrechen. Und die Institution Schule würde ohne die Mehrzahl der Lehrerinnen nicht funktionieren. Gut machen es auch die Schattdorferinnen: Sie schicken die Väter ins Vaki-Turnen. Die meisten einheimischen und zugezogenen Mütter tragen zum Familienbudget bei und arbeiten teilzeitlich. Sie fühlen sich für die Gesundheit der Familie verantwortlich, kochen «Häpperä» (Kartoffeln), «Chrüt» (Kraut) oder «Schaaffigs» (Schaffleisch) zu Festessen.
Man kann nicht verlangen, dass hart arbeitende Frauen stets lächeln und «üffzyysslet» (herausgeputzt) sind wie in Modejournalen. Aber wenn sie kein «Süürampfergsicht» (saure Miene) machen, ist es «ä doppleti Fräid» (doppelte Freude).