«Vergälschterät»
Helen Busslinger-Simmen
Das Wort kommt von «Galst» oder «Glast». Dies hiess im Mittelhochdeutschen «lauter Ruf, Schreckensruf». Jemand, der «vergälschteret» ist, stösst
einen Schreckenslaut aus.
«Vergälschterät» sind zurzeit manche wegen des angekündigten Stellenabbaus bei der Dätwyler AG. Die Mitarbeiter fragen: Gehöre ich
zu den hundert, die man nicht mehr braucht? Bin ich zu nichts mehr nütze? Wie kann ich meine Familie durchbringen? Wo ist die Lösung, was kann
mich «treeschtä»? Wen die Kündigung selbst nicht trifft, der sorgt sich um andere: Was ist, wenn der Freund oder langjährige gute Kollege, neben dem
man gearbeitet hat, gehen muss? Der Gedanke «Han ich mich eppä umäsuscht abgraggerät?» geht diesem oder jener Angestellten durch den Kopf.
Früher bot die Dätwyler AG sichere Arbeitsplätze. Jetzt beschäftigt der Stellenabbau nicht nur die Betroffenen. Kann der Regierungsrat etwas erreichen?
Kein Wunder, dass manche in Uri etwas den «Cholderi» (schlechte Stimmung) haben.
Den
«Gurasch» nicht verlieren, das wäre wohl kein schlechter Rat. Als mein Sohn als Knirps bei einer Blasmusik an einer
Aufführung trommeln musste und es nicht richtig konnte, sagte er: «Ich komme bestimmt aus dem Takt.» Schliesslich fand er die Lösung: «Ich mache
weiter, bis ich wieder im richtigen Takt bin.» Vielleicht finden jene, denen gekündigt wird, einen andern Takt. Sie sind «Uristiere», hart im Nehmen.
Sie finden den Ausweg.