«Gjanx»
Helen Busslinger-Simmen
Jetz nach de Feeri (Ferien) faht das Gjanx wider a», sagt der ältere Urner Prokurist, der gern junge Kollegen mit «Ürnertytsch» überrascht. Für ihre Arbeit haben
die Urner treffende Ausdrücke. Vor allem für harte Arbeit: janxä, schindä, schuftä, chriplä, raggerä, jufflä, stäissä. Auch die Langsamen erhalten ihre Bezeichnungen:
Statt zu hetzen beschränken sie sich aufs plämpärlä und tschiggälä. Da viele Urner Feste für einmal vorbei sind, wird in den Büropausen von den Ferien erzählt.
Eine Kauffrauberichtet von Ferien auf dem Urnerboden. Ganz ohne Gjanx habe sie dort bei einem Freiwilligen-Einsatz den Älplerfamilien geholfen, das Vieh
besorgt, Zäune geflickt, Traktor gefahren, Häge repariert. Viele «Handreichätä» (Handreichungen) seien eine fast unentbehrliche Hilfe gewesen. So nahe der
Natur, so nahe an Bergen, Tieren und Menschen habe sie sich noch nie gefühlt.
Die Kauffrau denkt an die Alp und arbeitet ihre E-Mails ab. Sie ist die Ruhe selbst. Ihr Erzählen ging unter in den Berichten der Kollegen. Was han ich
für «ichsiächigi» (egoistische) Kollegä?, denkt sie. Die hören mir ja gar nicht zu. Einer erzählt «tili tili» (ohne aufzuhören) von einer griechischen Beiz, eine
andere lobt ein billiges Hotelangebot auf den Malediven, jemand spricht von durchtanzten Nächten. Ein Gjanx sei es gewesen, aber total geil. Die «Kauffrau
auf der Alp» wird ein wenig geneckt. Sie sagt, sie habe auf dem Urnerboden «bäschelet» (sorgfältig gearbeitet), viel mit den Älplern geredet und viel erfahren.