«Lüürlä»
Helen Busslinger-Simmen
Lüürlä» tönt wie ein Wort ohne genauen Sinn. Es klingt nach Spiel, nach leichtem Sinn. Im «Ürner Tytsch» bedeutet es singen, summen, trällern.
Vor sich her zu singen, ist etwas aus der Mode gekommen. Das hat mit der langen Entwicklung des Gesangs zu tun: Früher sang man oft miteinander
im Familien- oder im Bekanntenkreis, am Feierabend, beim Arbeiten. Die gängigen Lieder konnte man nach und nach auswendig.
Im Berggebiet Uri sang man auch, wenn man allein an der Arbeit oder auf dem Weg war – zum eigenen Vergnügen. Es ist schade, dass Radiohören
und später Fernsehen das Singen sozusagen eliminiert haben. Man denkt: Warum soll ich mit meiner dünnen Stimme singen, wenn Pavarotti so schön
seine Arien schmettert? Dabei ging das gemeinsame Singen verloren, man tat es nur noch in den Jugendvereinen oder im Chor. «Lüürlä» würde Körper
und Geist guttun. Und erst recht das spontane gemeinsame Singen. Das würde Gemeinschaft stiften, Zusammenhalt geben, Freude machen. Auch in
Uri wird der gemeinsame Gesang eher in den Chören gepflegt.
In einem altenVolkslied heisst es: Wir lassen uns das Singen nicht verbieten. Wer vor sich hin singt, dem kommen plötzlich noch andere Lieder in den
Sinn, alte und neue. Es mag falsch tönen, etwas brüchig, was tuts? Es ist ja für das eigene Wohlbefinden. Und eh man sich versieht, hat man eine
glänzende Laune.