Ürner Tytsch (Urner Deutsch)

Folgende Urner Ausdrücke
sind in der Neuen Urner
Zeitung erschienen:

«Langgsi»

Helen Busslinger-Simmen
Das ist das treffende Urner Dialektwort für den Frühling. Auch dieses Jahr «isch dr Winter lang gsi». Obwohl es nicht so richtig schneien wollte. Aber es war oft kalt. Mit Vergnügen sehen wir die ersten vorwitzigen Blumen, die ersten grünen Blätter. Wahrscheinlich ist kein Mensch auf dieser Welt zu finden, der sich nicht über den «Langgsi» freut.

Der Frühling in der Urner Berglandschaft ist «unerheeert scheen». Auf den Gipfeln glitzern Schneereste, auf dem Talboden leuchtet das erste Grün, dazwischen ist die ganze Farbpalette zu sehen. Hellbraune Baumäste mit fast unsichtbaren Knospen, dunkles Tannengrün, auf den Wiesen Blumenfarbtupfer, in den Gärten das Gelb der ersten Schlüsselblumen. Und im Bauch sind «Flyggholterä».

Es gibt vieles, das für den Frühling steht: mehr Licht morgens und abends, weg mit Winterjacken und Stiefeln, Blumen, die nicht von weither eingeflogen werden. Für mich ist der Gesang der «Amsslä» mein Frühlingssymbol. Selbst Vogelkenner loben den Amselgesang, weil die Merlen, wie sie in Deutschland heissen, wunderbar über mehrere Oktaven singen können. Deshalb liess der Beatle McCartney seinem Song «Blackbird» Amselgesang einfliessen.

Der Amselgesang habe einen geheimen Klangzauber, heisst es, und man darf es nicht verpassen, sich diesem Zauber auszusetzen. Welcher Urner, welche Urnerin hat nicht ein Symbol, das für den «Langgsi» steht? Etwa Vögel wie Waldhääni, Zyssli und Maisä, Blumen wie Schlisselbliämli, Bettseicherli oder noch etwas anderes, noch Schöneres.