«Verstüünt»
Helen Busslinger-Simmen
Manche Urnerinnen und Urner sind «verstüünt» (erstaunt), dass so viele für den Regierungsrat kandidieren. Positiv ist, dass die Bevölkerung auswählen kann. Aber man hat die Qual der Wahl. «Verstüünt» macht auch der ständige Wechsel der Parteistrategien vor den Bundesratswahlen. (Geheim-)Pläne erreichen uns via Medien, und wir sind «verstieberet» (verwirrt) und fragen uns: Wo ist die Finte?
Einigermassen «verstüünt» sind senkrechte Urner ob den Ungereimtheiten beim ehemaligen Bundesratskandidaten Zuppiger. Am Stammtisch heisst es: Ich «styygä nimmä» (verstehe nichts mehr). In einem ganz anderen Bereich geht es Eltern von «schlaawen» (schlauen) kleinen Kindern ähnlich, wenn sie mit Fragen zum Samichlaus und Christkind bedrängt werden. So fragte Michi: «Warum hat der Samichlaus die gleiche Stimme wie Onkel Sepp?»
«Verstünnt» bin ich selbst ob der Fülle von Symbolen vor Weihnachten, es werden jedes Jahr mehr: Engel, Sterne, Christbäume, Hirten, Schafe, Waldtiere, Knusperhäuschen, verschneite Landschaften. Die Auswahl ist gross. Wir können je nach Bauchgefühl diesem oder jenem den Vorrang zu geben. Wie bei den Wahlen.
Wer vor Weihnachten in Amerika weilt, ist «verstüünt» ob hundertfach beleuchteten Häusern, mit dem Santa Claus auf dem Balkon, mit Rehen und Hirschen im Vorgarten. Gemäss einer Umfrage wird in den Urner Familien Weihnachten gemäss Familientradition gefeiert. Alles hat mit den Sinnen zu tun, mit feinen Gerüchen und Düften, mit Kochen, mit Licht und Glanz und Tannengrün. Man hält sich an die überlieferten Bräuche, vor allem, weil die Jungen erwarten, dass die Älteren die Tradition weiterführen.