«Jä nääi!»
Helen Busslinger-Simmen
Das Wort «jä» ist der Auftakt, die Betonung liegt auf «nääi», mit einem lang gezogenen «ä» und einem scharfen «i» zum Abschluss. «Jä näi» drückt Ablehnung,
ja Entsetzen aus. «Jä nääi!» rufen jene, die sich im Feierabendverkehr in der Schmiedgasse an eine Hausmauer drücken, um den Autos auszuweichen.
Stossstange an Stossstange kriechen Autos im Schritttempo vorwärts, lärmig, die Luft verpestend.
Ja und nein zusammen – das ist ein Widerspruch. Doch auch der Autoverkehr in den Urner Dörfern ist widersprüchlich: Einerseits sollen die Leute hier rasten,
einkehren und einkaufen, andererseits sollen sie nicht mit dem Auto durch die Gassen fahren. Man will den Verkehr und will ihn doch nicht. Oder auf andere Weise.
Nervtötend
Seit langem ist der Verkehr ein Problem in den Urner Dörfern. Man hat Strassen verbreitert, Häuser abgerissen, diese und jene Massnahme ergriffen,
doch all das brachte nicht die erwünschte Lebensqualität. Wegen der Autokolonnen können auch die Busse nicht mehr pünktlich fahren.
Wer die Gesichter der Autofahrerinnen und Autofahrer anschaut, merkt, dass viele seufzen: «Jä nääi.» Fahren in Kolonnen ist nervtötend. Einige haben gemerkt,
dass man auch zu Fuss längere Strecken zurücklegen kann, und wer dazu im Stande ist, fährt Velo oder benützt den ÖV. Niemand sagt dazu «Jä nääi».