«Nyyw»
Helen Busslinger-Simmen
Heutzutage muss alles neu, brandneu sein, – auf urnerisch «nyyw». Im Kanton Uri sagt man nicht «neu», obwohl das Dialektwort einige
Lippenverrenkungen fordert, so wie das englische Wort «new». Fernsehgerecht reden wir von «news» oder urnerisch von «Nyywigkäite».
Wer «eppis Nyyws» weiss, ist im Mittelpunkt und hat Zuhörerschaft.
Die neuen Berichte jagen sich, immer wieder haben wir ein neues Wort zu lernen. Etwa «chatten», «matchentscheidend», «Whistleblower»,
«checken», «Dress», «backpack». Wir erleben es: Der Computer hat die digitale Revolution ausgelöst und damit einen Wandel in unseren
Lebensbereichen zur Folge.
Wir strengen uns an, mithalten zu können. Wer will schon zu jenen gehören, die nicht mehr «hittig» sind. Doch die jungen Alten sind so fit wie
noch nie in der Geschichte der Menschheit und benutzen die elektronischen Neuerungen. Wer 60 ist, hat im Durchschnitt eine Lebenserwartung
von mindestens 20 Jahren. Viele «hittigen» 60-Jährigen bezeichnen ihre Situation als die beste ihres Lebens.
Es wäre schade, wenn wir dabei unsere Bodenständigkeit verlieren und unsere Traditionen missachten würden. «I der hittige Ziit» haben wir das
Kunststück zu vollbringen, eine Balance zwischen «new» und «traditionell» zu finden. Den Urnerinnen und Urnern ist es zuzutrauen, dass sie das können.