«Dischputiärä»
Helen Busslinger-Simmen
Zurzeit wird in Uri in den Familien und in Restaurants viel «dischputiärt» (diskutiert). Wie überall werden in Uri die Kandidaten, die man wählen kann, unter die
Lupe genommen. Man muss ja jene kennen, welche die Geschicke des Kantons leiten. So wird «parliert» (geredet) und «tuschlät» (geflüstert), um sich seine
Meinung zu bilden. Es ist nicht gleichgültig, wer in Zukunft die Geschicke des Kantons leitet.
Manche potenziellePolitiker versuchen, sich in ein gutes Licht zu stellen. Da Sport immer gut wirkt, steigt man auf den «Zäägänger» (Velo) und lässt sich
dabei fotografieren, grüsst auf der Strasse vorsichtshalber alle Leute, zeigt sich da und dort in einem «Spuntä» (Restaurant), geht am Sonntag «z Mäss»
(in die Messe) und macht einen Spaziergang auf dem Weg der Schweiz.
Am Tag vor der Wahl gehen manchen Kandidaten unterschiedliche Gedanken durch den Kopf: War meine Rede in der Partei begeisternd oder nur
ein «Glurg» (undeutliche Rede)? Habe ich genug getan? Wer die Wahl verliert, dem sagt vielleicht seine Frau: «Es isch es Teetsch (unnötige Mühe) gsi.
Hättisch diär der Chnorz (die Arbeit) chenne sparä.»
Wie beim Sport ist es auch in der Politik Brauch, dass nach dem Kampf die Verlierer den Siegern gratulieren. Das heisst für sie: Sie müssen über ihren eigenen
Schatten springen. Wer das mit einem ehrlichen Gesicht tun kann, ohne jede Fratze von Neid und «Vergüüschti» (Missgunst), der verdient Hochachtung.
Wenn ich diese galante Geste sehe, habe ich jedes Mal eine «Umäinig» (Stolz) auf unsere Demokratie.
Jene, die gewählt werden, können sich von Herzen freuen, denn die Konkurrenz in Uri war gross. Sie können aufatmen, aber sie haben viel vor sich.
Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit.