«Hiäsig»
Helen Busslinger-Simmen
In anderen Dialekten heisst «hiäsig» einheimisch. «Hiä» im Urner Hauptort Altdorf kaufen jene ein, die dem «hiäsigä Gwärb» (einheimisches Gewerbe)
Sorge tragen und auf jeden Fall ein entvölkertes Dorf verhindern wollen. Das Dorf sei «juschtämänt» (eben) eine Shoppingmeile, heisst es.
Wer in eine «hiäsigi» Bäckerei tritt, dem wird es rundum wohl. Beim Anblick der Zigerkrapfen und Pasteten und beim Geruch von frischem Brot läuft einem das
Wasser im Mund zusammen. Bekannte in Deutschland vermissten das «hiäsigä» Brot, deshalb brachte oder schickte ich ihnen «chuschtigi»
(wohlschmeckende) Halbpfünder. Den Brötchen sagt man hier liebevoll «Pyyrli» oder «Mutschli».
In der Shoppingmeile Altdorf kann man sozusagen alles kaufen, ausgenommen bestimmtes Material für Handwerk oder Kameras. Einen exzellenten Ruf haben
die Käsespezialitäten des Zentrum-Markts. Cafés und Beizen mit gemütlichen Ecken zum Lesen oder Debattieren gehören zum dynamischen Kantonshauptort.
Es ist etwas ganz anderes, durch Altdorf zu schlendern, sich da und dort inspirieren zu lassen, mit Bekannten «äs Schwarzes» (Kaffee) zu trinken, als in einem
Zentrum fast wie ein Roboter herumzurotieren. Der Kunde sei König, heisst es. Ein König rennt nicht, sondern bewegt sich genüsslich. Am «langen Samstag»
konnte man sich bei einem Apéro vergnügen und sich mit einer Limousine zum Lieblingsladen kutschieren lassen. Die «Läädäler» (Ladenbesitzer) bedankten
sich fantasievoll für «d’Tryywi» (die Treue) ihrer Kundschaft.