«Gettlich»
Helen Busslinger-Simmen
In Uri gibt es Blicke in die Alpenwelt, die «gettlich» sind. Das Wort bedeutet magisch, paradiesisch. Denn Uri hat Pässe, um die sie andere
Kantone beneiden: Gotthard, Furka, Oberalp, Susten. Der beliebteste Pass ist wohl der Gotthardpass, «dort, wo die ewigen Seen sind», heisst es in
Schillers «Tell». Der Gotthard hat schon immer zum Dichten, Malen und Fotografieren inspiriert.
Der Gotthard sei das «Herz Europas», heisst es. Unzählige Gäste geniessen jeweils die lebenslustige Atmosphäre tagsüber und die feierliche Stimmung
abends. Zudem sind hier das höchstgelegene Museum der Schweiz und immer wieder Sonderausstellungen. Am 1. August dieses Jahres wird auf dem
Pass mit einem feierlichen Akt der Vier-Quellen-Weg eröffnet. Früher war es üblich, dass die Familien jedes Jahr über Urner Pässe fuhren,
Geografie-Unterricht live. Wir Kinder lungerten in den Kiosken herum und bestaunten die kuriosen Souvenirs. Jeder Pass hat Besonderheiten:
Auf dem Klausen hat es etwa schöne Picknickplätze und Alpenrosen.
Beim Furka sind die Reste des Rhonegletschers und die Eisgrotte eine Attraktion. Ein Kletter-Eldorado bietet der Susten, der Oberalp ist ein beliebtes
Skigebiet. Als ich einmal mit einem deutschen Bekannten über den Furka fuhr, hielt er immer wieder an und rief: «Monumental, himmlisch!», um
dann bei einer scharfen Kurve herzhaft zu fluchen. Höhe und Tiefe, Sicherheit und Gefahr, Helles und Dunkles sind bei Passfahrten nahe beieinander.