«Sonusäde»
Helen Busslinger-Simmen
Das Wort bedeutet: sich schicken, sich fügen. Wenn eine Abstimmung nicht das gewünschte Ergebnis ergab, sagte der demokratische Urner oder
die demokratische Urnerin: «Sonusäde!» Wenn man sich nicht einig ist über die Linienführung der Neat, über die geplanten Villen und Luxuswohnungen
in Andermatt, über andere politische Fragen, wird etwa nach der hitzigen Diskussionsrunde «Sonusäde» gesagt!
Lawinen und Kopfweh
Es heisst, Leute, die in den Bergen wohnen, können sich besser ins Schicksal fügen als Städter. Das hat wohl mit den Naturgewalten zu tun, gegen die
sich niemand wehren kann. In Uri gibt es Föhnstürme, Unwetter, Lawinen, Überschwemmungen. Kann man etwas gegen den Föhn unternehmen? Auch
bei stärkstem Kopfweh nicht. «Sonusäde.»
Tod besser akzeptieren
Wer erlebt, dass Naturgewalten stärker sind als unser Bemühen, wird bescheiden. Meiner Meinung nach zeugt es von Grösse, sich in schwierige Situationen
zu fügen. Die Leute in den Bergen können zumeist Krankheit und Tod besser akzeptieren als jene, die der Natur nicht ausgesetzt sind. Oft wird das
Wort abgekürzt, und man sagt einfach: «Nusä.»
Wer weiss, wie viel Überraschendes noch auf uns – politisch und auch persönlich – zukommt. Man kann «gruxen», jammern. Das tun wir ohnehin.
Aber ich denke, in Uri sagt man auch: «Nusä. Chennti schlimmer si.»