«Spatzävreneli»
Helen Busslinger-Simmen
Jetzt ist die Zeit der Lichter im Dunkel, der Chläuse, der Geheimnisse, der Kinder. Wem kommen nicht da und dort Erinnerungen an seine Jugendzeit in den Sinn? Und wenn wir danach gefragt werden, sagen wir, es sei alles ganz anders gewesen. Wie anders? Einfach anders.
In Uri wachsen rund 2200 Kinder im Primarschulalter auf. In ihren kreativen Rufnamen zeigt der Dialekt seine Kraft. Ein temperamentvolles Kind ist «ä Sträuz», «äs Wäschperli», «äs Girbäli», «ä Zwischpel». Eher schwierige Kinder kann man «Zäupf», «Räpli», «Rääwel», «Fratz», «Graggli», «Fääger» nennen. Und schliesslich heissen die Feingliedrigen «Fyneggel», «Boonä», «Chnopf», «Mammätitti», «Mutz», «Titti», «Naachetriyysserli».
In Uri ist man kinderfreundlich. Das zeigen Kindertheater, Kinderfilme, Jugendclubs, Elternvereine und so weiter. Die Bewunderung für manierliche Mädchen zeigt sich in fantasievollen Wortkombinationen: «Schnäggebänzli», «Wasserhiäntli», «Lyysapunggäli», «Büüsäli», «Spatzävreneli», «Turli». Wenn man den Übermut der Kinder bremsen will, heisst es dann «Gäitschimäitli», «Schnäädergäx», «Blagg», «Trulla», «Bäägi», «Rääri», «Zäupf», «Zoggel», «Zwirgel».
Im Gegensatz zu früher versuchen Eltern und Lehrer, die Kinder «Guurasch» (Mut) zu lehren, damit sie sich später in unserer anspruchsvollen Welt behaupten können. Den Satz «Dü bisch kei Fyyfer wärt» werden sie kaum zu hören bekommen. Denn so würden Kinder eingeschüchtert – anstatt stark und «guuraschiert».