«Parlaarä»
Helen Busslinger-Simmen
Das Wort kommt vom französischen parler = reden. In Uri gibt es viele Ereignisse, die «parlaarä» nötig machen: das Wetter, die Neat, die Politik
allgemein, Abstimmungen, Wahlen, Ein- und Auswanderung. In Uri «parlaart» man gern und ausgiebig. Am Stammtisch, nach dem Kirchgang, im Café,
bei Besuchen. Die Gespräche gleichen oft dem «Palaver» in südlichen Ländern. In Afrika gehört es zum guten Ton, wichtige Dinge lange und ausgiebig
zu besprechen.
Heute haben wir noch andere Plattformen zum Gedankenaustausch: E-Mail, Facebook, Twitter, Blogs. Computer-Freaks surfen sich durch die Welt,
holen sich überall Informationen und kommentieren sie. «Parlaarä» scheint seine Bedeutung zu verlieren. Aber das Reden miteinander geht tiefer
als die digitale Kommunikation.
Wenn vor einer Wahlein Kandidat oder eine Kandidatin mündlich empfohlen wird, so hat das Gewicht. Denn ein persönlicher Austausch ist jedem
Blog, jedem Inserat und jedem Leserbrief überlegen. Auch gute Adressen von Ferienorten, Hotels, Gourmet-Restaurants und Schnäppchen werden
oft mündlich weitergegeben. Weil wir jenen glauben, denen wir vertrauen können.
«Parlaarä» ist nicht nur ein beliebtes Gesellschaftsspiel, es macht auch Spass, man erhält neue Impulse, wird informiert. Schwierig kann es werden,
gute Zuhörer zu finden. Oft warten diese nämlich einfach, bis sie – mit einem gekonnten Trick – selber reden können und dies mit Genuss tun,
ohne sich unterbrechen zu lassen