Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Rosmarie Koller

«Die Urner Katholiken stehen für ihre Überzeugung ein»

Auch Urner Gläubige wehren sich gegen den Vorschlag des Bischofs. Dafür gibt es Lob von der Präsidentin des Katholischen Frauenbunds.

Helen Busslinger-Simmen
Der Vorschlag des Churer Bischofs Vitus Huonder, dass Homosexuelle, Geschiedene, Konkubinatspaare oder Pille und Kondom verwendende Katholiken mit verschränkten Armen zur Kommunion gehen und statt der Hostie einen Segen erhalten sollen, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Eine breite Allianz katholischer Organisationen unter der Federführung des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SFK) hat deshalb einen Appell an die Schweizer Bischofskonferenz gerichtet. Die Unterschriften werden am 9. März in St. Gallen zuhanden der Schweizer Bischöfe und des päpstlichen Nuntius in der Schweiz deponiert.

Auch in Uri wurde gesammelt

Auch das Urner Komitee «Nicht mit uns, Herr Bischof Vitus Huonder!» hat Appell-Unterschriften gesammelt und zudem eine Fahrt zur Kundgebung vom 9. März in St. Gallen organisiert. Rosmarie Koller, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, äussert sich zum Engagement in Uri.

Rosmarie Koller, was bedeutet Ihnen die Unterstützung, die der SKF im Kanton Uri erhält?

Rosmarie Koller: Ich bewundere die Urnerinnen und Urner, die für ihre Überzeugung einstehen. Da ist mutig. Schweigen wäre einfacher und bequemer. Aber man setzt sich ja für etwas ein, das einem wichtig ist. Erfreulicherweise gibt es in Uri Katholiken, die eine glaubwürdige und barmherzige Kirche wollen und auch bereit sind, sich dafür zu engagieren. Doch das ist ja nicht neu für die Urnerinnen und Urner.

Inwiefern?

Koller: Die Urnerinnen und Urner haben ein starkes Demokratiegefühl. Die Urner Bevölkerung hat uns schon immer gelehrt, dass man zusammenhalten muss, um etwas zu erreichen. Umso mehr freut sich der Katholische Frauenbund, dass sich auch Frauen und Männer aus Uri für eine Kundgebung auf den Weg machen. Wir hoffen, dass am 9. März noch viele andere Gläubige für einen neuen Weg in der Kirche einstehen für einen Weg, der uns mit den Bischöfen zusammen zu einer menschenfreundlicheren und glaubwürdigeren Kirche führt.

Im Urner Komitee engagieren sich vor allem Privatpersonen und nicht unbedingt «Kirchenleute». Ist das typisch für Uri, oder kennen Sie ähnliche Bewegungen?

Koller: Auch in anderen Teilen der Schweiz haben sich solche Komitees gebildet. Das war einer der Gründe, weshalb sich die katholischen Verbände zusammengeschlossen haben. Die Initiative für eine menschlichere Kirche ist vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund ausgegangen. Der SKF ist ein konfessioneller Verband, und das K für katholisch ist uns wichtig. Die gemeinsame Glaubenspraxis und die Gemeinschaft untereinander sind für uns Kraftquellen. Wir wollen einstehen für Veränderungen, die unbedingt nötig sind. Folgende wichtige Aussage von Papst Franziskus hat uns dazu ermutigt: «Die strukturellen Reformen sind sekundär. Die erste Reform muss die der Einstellung sein. Diener des Evangeliums müssen in der Lage sein, die Herzen der Menschen zu erwärmen, in der Nacht mit ihnen zu gehen. Das Volk Gottes will Hirten und nicht Funktionäre.»

Was gab im Frauenbund den Anstoss für die Kundgebung vom 9. März?

Koller: Ausschlaggebend war die letzte Verlautbarung aus dem Bistum Chur. Darin steht, dass allen, die in «irregulären Situationen» leben, die Kommunion verweigert wird. Der SKF und andere katholische Verbände und Organisationen leiden unter der Art und Weise, wie die Lehre der Kirche von der Bistumsleitung verkündet wird. Das ist hart, lieblos, ausgrenzend und ohne Gespür für die Menschen. Und es engagieren sich vor allem auch Mütter, nicht zuletzt mit Blick auf die nächsten Generationen. Wir wünschen, dass unsere Kinder und Kindeskinder eine lebendige Kirche erleben. Wir wollen eine Kirche, die Freude macht, die mit Hoffnung ansteckt und die sich um das Wesentliche kümmert. Wie hat doch Papst Johannes XXIII. einmal gesagt: «Wir sind nicht auf Erden, um ein Museum zu hüten, sondern um einen blühenden Garten zu pflegen.»

Was versprechen Sie sich vom «Aufstand am 9. März»?

Koller: Alle, die dabei sein werden, sollen gehört und ernst genommen werden! Es geht darum, dass sich danach etwas ändert: Es müssen Schritte für eine offene, zukunftsfähige und menschlichere Kirche getan werden.

Haben Sie wirklich Hoffnung, dass es eine menschlichere Kirche gibt?

Koller: Ja, ganz sicher sogar. Denn es ist ja genau diese Hoffnung, die uns am 9. März 2014 nach St. Gallen führt und mit uns hoffentlich auch eine möglichst starke Urner Delegation.