Uri von aussen gesehen
Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:
«Stadler geht mit Weitsicht in die Tiefe»
Der Urner Autor Martin Stadler wird siebzig. Verleger Peter Schulz hat für das Schaffen des
Literaten vor allem Lob parat.
Helen Busslinger-Simmen
Peter Schulz von Pro Libro fördert seit langem Innerschweizer und Urner Literaten. Er war Gründer der Journalistenschule MAZ Luzern. Er kümmerte sich aber auch um andere Sparten. So verlegte er auch Werke des Urner Autors Martin Stalder. Zum 70. Geburtstag, den der Urner Autor nun feiern kann, spricht Schulz über das Schaffen Stadlers.
Peter Schulz, wie beurteilen Sie den Urner Autor Martin Stadler?
Peter Schulz: Ich habe sein erstes Buch, «Bewerbung eines Igels», in meinem Verlag Pro Libro herausgebracht.
Es war für mich eine grosse Entdeckung. Diese von Fachleuten genannte «selbsterforschende Annäherung an
die Innerschweiz» erregte Aufsehen. Alexander Honold, Professor am deutschen Seminar an der Universität
Basel, nannte das Buch «ein literarisches Debüt von hintergründiger Ironie, die Bewerbungsschrift
eines Autors, der durchaus gesonnen ist, weiterhin seine Stacheln zu zeigen».
Martin Stadler hat Romane, Theaterstücke, Historisches und vieles mehr veröffentlicht und
mehrere Preise erhalten.
Schulz: Darüber freue ich mich sehr, denn er hat auf eindrückliche Weise gezeigt, wie er in die Tiefe gehen
kann und seine Weitsicht nie verliert. Dies nicht ohne Augenzwinkern. Dafür gehört ihm Dank.
So ist meine Vorliebe für sein Werk ungebrochen. Durch ihn erfahre ich einerseits vieles über
die Schönheit des Katholizismus, andererseits auch einengende Begebenheiten im Alltag der Kirche.
Er verschloss nie seine Augen vor den Problemen der Gläubigen und kann sie benennen.
Was schätzen Sie besonders an Martin Stadler?
Schulz: Er ist wachsam und kritisch und beobachtet mit Argusaugen Urner Lebenswelten, Urner Geschichte
und Urner Politik. Zuweilen ist er auch aufmüpfig, aber er hat einen wohltuend liebend-kritischen
Verstand mit Herz. Dass er auch noch die Geschichte Uris schreibend begleitet, ist nicht selbstverständlich.
Sie bringen auch Werke von Leonor Gnos aus Amsteg unter die Leute.
Schulz: Die Gedichte und Erzählungen von Leonor Gnos sind Juwelen, die Ohnmacht und Enttäuschung,
aber auch Lebenslust und Aufbruch widerspiegeln.
In Ihrem Verlag ist ausserdem immer noch das «Urner Krippenspiel» von Heinrich Danioth erhältlich.
Schulz: Mit diesem und seinen anderen Texten reiht sich Danioth ein in die Theaterwelt von
Meinrad Lienert, Paul Schoeck, Meinrad Inglin, Heinz Stalder und Thomas Hürlimann. In seinem
Krippenspiel überträgt er ja die biblische Geschichte in die Urner Landschaft, und das
Weihnachtswunder ereignet sich mitten in der Kriegszeit von 1944.
Wieso engagieren Sie sich so für die Literatur aus Uri?
Schulz: Im Kanton Uri ist seit jeher, fast etwas verborgen, viel Kreativität und Sprachkunst vorhanden.
Man muss nicht zurückgehen bis zu Renner mit seinem «Ring über Uri» und zu Heinrich Danioth, der die
Sprache so genial gestaltete wie seine Bilder. Uri entwickelte eine faszinierende geistige Welt, die
bis heute Auswirkungen hat. Uri und die ganze Zentralschweiz sind eine Fundgrube kreativer Kräfte, die
mehr und mehr in die ganze Schweiz auszustrahlen beginnen. Hier ist viel Potenzial nach allen Richtungen:
Musik, Wort und Kunst.
Wie hat Ihre Würdigung von Urner Kunstschaffenden angefangen?
Schulz: Ich gab den viel beachteten Band «Uri kein Ghetto» heraus. Dabei geht es um die Werke von
Heinrich Danioth, Eduard Renner, Franz Xaver Jans, Eugen Püntener und anderen. Der schmale Band,
ein Bijou, gehört zur Buchreihe Kultur in der Zentralschweiz. Nun erscheint Band 25 mit der Geschichte
des Lucerne Festival. Ein Band zur Theatergeschichte wird bald folgen. Uri ist da natürlich wieder dabei.
Sie haben unzähligen jungen Leuten den Einstieg in den Journalismus ermöglicht.
Schulz: Mit der Gründung der Schweizer Journalistenschule MAZ habe ich dafür gesorgt, dass zukünftige
Medienleute ihre Stärken und Schwächen erproben und alles lernen, was es für den Beruf braucht zum
Vorteil der Studierenden berufsbegleitend. Vor der Gründung des MAZ führte nur der Verlag Ringier
eine Journalistenschule. Ich war für die Aus- und Weiterbildung von Radio und Fernsehen zuständig.
Heute studieren jährlich über tausend Interessierte an der von mir gegründeten Schule.
Was ist das Geheimnis guter Kommunikation?
Schulz: Das richtige Wort zur richtigen Zeit! Und eine grosse Liebe zur Sprache.