Pancrazi Berther, der Gemeindepräsident von Tujetsch-Sedrun, begleitet den Skigebietsausbau intensiv. Für ein Resort in Dieni wird nun die Umsetzung geprüft.
Helen Busslinger-Simmen
Pancrazi Berther, braucht die Gotthard-Oberalp-Region die Investitionen von Samih Sawiris?
Pancrazi Berther: Ja, wir brauchen sie, um überleben zu können. Als Schreinermeister weiss ich, wie wenig Einnahmen ohne zusätzliche Bauten fliessen.
Allen Geschäftsleuten mit Angestellten geht es so. In Sedrun droht zusätzlich Abwanderung im grossen Stil. Nach dem Aufschwung durch den Neat-Abschnitt in
Sedrun ziehen die Leute schon wieder weg.
Wie ist Überleben in den Bergen ohne Tourismus möglich?
Berther: Es ist nicht möglich. Wir Bergler sind uns nicht immer bewusst, in welch grossartiger Natur wir leben. Warum sollen die Leute aus dem Tiefland
nicht unsere einzigartige Berglandschaft kennen lernen und hier Sport treiben dürfen?
Was haben Sie unternommen, um der Abwanderung entgegenzuwirken?
Berther: Viel. Wir wollten unbedingt die Porta Alpina, dieses Projekt wurde leider abgelehnt. Dafür engagieren wir uns jetzt erfolgreich bei der Skiarena
Andermatt-Sedrun. In Tujetsch-Sedrun werden gemäss jetzigem Stand – 700 Betten für die Touristen geplant. In Dieni soll ein Resort entstehen, der
Boden gehört der Andermatt-Sedrun Sport AG von Sawiris. Derzeit wird die Umsetzung geprüft. Es braucht ein konkretes Projekt und eine Baubewilligung.
Denn parallel zum Ausbau des Skigebiets müssen wir auch mehr Unterkunftsmöglichkeiten schaffen. Optimal wäre es, wenn man schon nächstes
Jahr mit dem Bau starten könnte.
Als Gemeindepräsident waren Sie in die Verhandlungen zur Skiarena Andermatt-Sedrun involviert. Was war schwierig?
Berther: Alles war schwierig, es brauchte starke Nerven und viel Kleinarbeit. Ich erlebte eine heisse Phase vor der Gemeindeabstimmung im Jahr 2012:
Da ging es um den Umtausch von Aktien: Sedrun besass die Mehrheit der Sedruner Bergbahnen. Der Umtausch samt Dienstbarkeitsvertrag wurde von der
Gemeinde schliesslich grossmehrheitlich bewilligt. Da fielen mir die Steine haufenweise vom Herzen.
Welche Schritte bei der Planung waren wichtig?
Berther: Es war unumgänglich, auf die Forderungen der Umweltschutzverbände einzugehen. Das waren grosse Schritte. Wir Sedruner konnten dahinterstehen
und voll und ganz die Vorschläge berücksichtigen. Es ging um das Umfeld des St.-Anna-Gletschers, hier wird nichts gebaut. Auch das unberührte Gelände
nördlich Oberalp steht nun unter Schutz.
Was kommt als Nächstes?
Berther: Gleich nach der Schneeschmelze dieses Jahr findet ein weiterer Ausbau statt. Neue Sesselbahnen, Beschneiungsanlagen, eine Gondelbahn auf
den Nätschen. Die Skiarena soll durchgängig sein. Sie wird eine der attraktivsten Skiregionen der Schweiz und so schneesicher wie fast nirgends sonst.
Wie wirkte sich die Zweitwohnungs-Initiative aus?
Berther: Wir hatten sofort Schwierigkeiten, wie gesagt sind wir vom Tourismus abhängig. Und wir müssen auch an die nächste Generation denken.
Worüber freuen Sie sich?
Berther: Allen, welche die Berge lieben, können wir ein geniales Angebot machen. Die sonnige Piste OberalpSedrun für Familien und Plausch-Skifahrer,
Schlittelwege, den Gemsstock für Sportler, Schnee bis in den Frühling hinein, ein fantastisches Panorama, gute Pisten. Wegen der Wetterscheide am
Gotthard findet man bei uns immer wieder günstige Witterungsverhältnisse.