Göschenen wird unterschätzt!
Der Zürcher Thomas Pfann outet sich als Fan des Dorfes
Der Zürcher Journalist und Musiker Thomas Pfann will von einer negativen Beurteilung des Dorfes Göschenen
nichts wissen. Er hat dort zum zweiten Mal einen Lebensmittelpunkt gefunden.
Helen Busslinger-Simmen
Der Zürcher Thomas Pfann hat gehört, Göschenen habe nicht bei allen den besten Ruf. Das Dorf sei bloss ein Durchgangsort, „ein Loch“,
heisst es, es habe keine Sonne, dort könne man kaum wohnen. Er ist anderer Ansicht. Als passionierter Bergsteiger und Skifahrer ist
Göschenen für ihn der ideale Ausgangsort. „In einer Stunde bin ich von Dietikon mit dem Zug in Göschenen. Nach der Arbeit am
Freitagabend geht’s los, und früh am Samstagmorgen kann ich schon auf einem Berggipfel sein. Was will ich mehr?“
Glücklich in den Bergen
Thomas Pfann weiss, wovon er spricht. Schon in den 90er Jahren hat er in Göschenen eine Wohnung gemietet und das Leben in den
Bergen genossen. Aus persönlichen Gründen musste er die Wohnung kurzfristig aufgeben. Aber er konnte es nicht lassen! Jetzt hat er
eine Wohnung nach seinem Gusto gekauft, baut sie um, sodass auch seine Bergfreunde mal bei ihm übernachten können.
Obwohl er in Dietikon aufgewachsen ist, bleibt er ein Bergler durch und durch. Er liebt die Urner Berge, das Eisklettern. Ungezählt sind
seine Kletterpartien in der Nähe und in der Ferne, im Kanton Uri hat er jeden Berg bestiegen. Es zog ihn auch nach in die Ukraine, dort
bestieg er die 7000er Pok Lenin, Khan Tengri und Mutgag Ata.
Vor- und Nachteile
Wenn Leute über den Transitverkehr in Uri klagen, über die langen Schatten in Göschenen und die fehlende Sonne, dann sagt seine Frau
Larissa, eine Ukrainerin: „Ihr seid verwöhnt. Die Berge sind wunderbar, man sieht den Himmel und die Wolken, mir gefällt es.“ Sie und ihre
Verwandten sind immer wieder neu begeistert. Dazu hat Larissa grosse Freude an Mineralien, und dabei kommt sie im Kanton Uri nicht zu kurz.
Natürlich verzeichnet Thomas Pfann auch Nachteile. Er bemerkt, dass die Leute oft lethargisch sind, die Dinge laufen lassen, zu wenig innovativ
sind. „Der Kanton Uri hat so viele Ressourcen, man könnte viel mehr daraus machen“, bemerkt er. Es hat ihn gestört, dass dieses Jahr bei
besten Schneeverhältnissen die Bergbahnen und Skilifte abgestellt wurden.
Thomas Pfann trifft aber auch in Göschenen Leute, die etwas wagen und junge Leute ins Dorf bringen. Er sagt: „Es ist alles da, Berge, Alpen,
Bergseen und Bahnen, wunderbare Kulisse, der Vierwaldstättersee in der Nähe, gute Verkehrswege. Ich benutze mit Vorliebe den öffentlichen
Verkehr, Zürich-Göschenen ist für mich ideal.
Bildlegende: Thomas Pfann beim Eisklettern in der Route „Namenlos“ bei Göschenen