In Uri heimisch geworden

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:
Reto Brunett

Sanfte Landung eines Überfliegers

Reto Brunett, Geschäftsleiter EWA, fand nach Umwegen in Uri eine zweite Heimat. Der Schnelldenker wurde allerdings nicht von mehreren Schicksalsschlägen verschont, - seitdem sieht er die Welt mit andern Augen.

Helen Busslinger-Simmen
Dass er ein so genannter Überflieger ist, der stets Hindernisse überwinden will, zeigte sich schon in seinen Kindheitstagen. Reto Brunett bastelte mit seinem Bruder zusammen ein Segelflugzeug, das wie ein Pfeil ins kostbare antike Fenster des Kirchturms des Dorfes Tiefencastel schoss. Das Fenster zerbrach, für Aufregung im Dorf war gesorgt. Der jetzige EWA-Geschäftsführer hatte schon immer ungezählte Ideen, die er alle unter einen Hut zu bringen verstand. Auch damals, als er als Ingenieur-Student in der Migros Joghurtgläser aufschichtete und damit sein Segelflieger-Brevet finanzierte.

Gut gelandet

Dass er in Uri gut gelandet ist, zeigt sich vor allem bei seiner Freude an der Arbeit im EWA. Eines der Ziele der Geschäftsleitung: Das EWA soll auf positive Art erkannt werden. Auffallend sind die Qualität der Sprache und der grafischen Gestaltung der Druckerzeugnisse, die vom EWA kommen. Man merkt, dass der Geschäftsleiter etwas von der Sache versteht, hat er unter anderem die Journalistenschule MAZ besucht und mit dem Diplom abgeschlossen.

Weil das EWA 46 Lehrlinge ausbildet, gehört es zu einem der grössten Ausbildungsbetriebe in Uri. „Die Tradition der Ausbildung begann bereits 1907, sagt Brunett, damals hat ein Arnold Karl aus Bürglen eine 3jährige Elektriker-Lehre gemacht. Heute werden neben Mechanikern und Elektromonteuren auch Logistiker bis zum hochspezialisierten Telematiker ausgebildet. Bis anhin wurden schon 619 junge Männer und zunehmend auch Frauen ausgebildet.

Ein besonderes Highlight war die Plakatserie „Urner Power“, das EWA erhielt dafür gleich dreimal den „Poster Award“. „Mit dieser Plakataktion haben wir unsern Standort Uri von der schönsten Seite gezeigt“, sagt Brunett. Die veröffentlichen Plakatsujets „Eine Weltreise zu Fuss“, werden demnächst in einer Broschüre gebunden.

Schicksalsjahre

Für Brunett war in jungen Jahren keine Felswand zu steil, keine Eiswand unbezwingbar, er war 18 Jahre lang Extremkletterer in Eis und Schnee. Einen grossen Einschnitt in sein Leben erfolgte, als sein bester Freund vor seinen Augen im Berninagebiet abstürzte. Brunett gab das Klettern auf. Der zweite harte Schlag war der Tod seiner ersten Frau, die mit 36 Jahren kurz nach der Geburt des zweiten Kindes an einer schweren Krankheit verstarb. „Das hat mich durchgeschüttelt“, gibt Brunett zu. Die Schicksalsschläge bedeuteten einen Einschnitt ins Leben, der seine Welt veränderte – heute lebt er bewusster, geniesst jeden Augenblick. Für ihn steht seine Familie an erster Stelle. Brunett ist erneut verheiratet und Vater eines 10monatigen Buben. „Mein Sohn ist der Onkel meines Enkels“, schmunzelt er, offensichtlich geniesst er jeden Augenblick im Umfeld seiner Familie.

Wer nichts tut, tut nichts Falsches

Brunett ist der Ansicht, als Urner Unternehmer müsse man risikofreudig sein: „Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, nicht nur immer gewinnen zu wollen, sondern auch einmal verlieren zu können.“ Die Erfahrung zeige meistens, dass die Chancen die Risiken weit übertreffen. Die Erfolge des EWA bestätigen die Aussage, - es herrscht Aufwind.

Privat kann Brunett allerdings wegen der grossen beruflichen Belastung nicht viel riskieren oder in Vereinen mitmachen. Aber es gefällt ihm, dass Urnerinnen und Urner gern lange zusammensitzen und philosophieren. Etwas vom Charakter seiner Bündner Heimat hat ihn wieder eingeholt.