Die Arbeit im Berg liegt dem Tunnelbauer und Ingenieur Jürg Lucek, der seit 35 Jahren Tunnels in der ganzen Schweiz baut. Er ist oft im 11,8 Kilometer lange Los in Amsteg und auf dem Installationsgelände des 7,5Kilometer langen „Loses in Erstfeld anzutreffen.
Er ist der Tunnelbauer schlechthin, einer, der an mehr als 30 Projekten „im Berg" beteiligt war. Der Haslitaler Jürg Lucek hat eine überaus anspruchsvolle Aufgabe, die er dank seiner enormen Erfahrung anpacken kann. Verständlicherweise schätzt er sich glücklich, dass er – zusammen mit seinen Ingenieuren und Mineuren - die beiden Einspurröhren für den 19 Kilometer langen Teilabschnitt des Gotthard-Basistunnels Nord bauen darf. Lucek ist Direktionsleiter Murer-Strabag.
„Ein Tunnel gibt seine Geheimnisse nie im Voraus preis", sagt Lucek, „Bergmänner sagen, man tappe immer im Dunkeln, oft ratlos mit dem Werkzeug in der Hand." Wer im Berg vorprescht, muss auf Überraschungen gefasst sein. Alle möglichen Hindernisse stehen im Weg. Wassereinbrüche, Lockergestein, sandiger Lehm, Schlamm, hohe Temperaturen bis 45 Grad, Asbest und giftige Gase, welche die Gesundheit gefährden.
Mit den rund 30 Ingenieuren arbeitet Lucek im Team, bei Vollbetrieb sind rund 300 Tunnelbauspezialisten pro Baulos im Einsatz. Es sind „Angefressene", die bis an die Grenzen ihrer Kräfte gehen. Lucek zieht oft die Arbeitskleidung an und fährt während der Vortriebsphase einmal pro Woche in den Berg hinein.
Weil die Alpen eine Art „Knautschzone" mit zahlreichen Brüchen sind, wechseln beim Tunnelbau in Amsteg und in Erstfeld nicht nur die Art der Materialien, sondern auch die Art der Gesteine. Mal sind sie zu hart, dann zu weich. „Wer nicht flexibel ist, kann sich nicht mit Tunnelbau befassen", sagt Lucek.
Er selbst hat nicht nur seine Flexibilität, sondern auch seine Ausdauer und sein Urvertrauen unzählige Male erprobt. Und zwar als Baustellen- und Projektleiter, als patentierter Bergführer und Skilehrer, als Kletterer, als ehemaliger Hauptmann bei den Gebirgsgrenadieren und der Gebirgskampfschule in Andermatt.
Luceks erste Arbeitsstelle war im Grimsel Kraftwerk, dann hat ihn der Tunnel- und Kraftwerkbau nicht mehr losgelassen. Unter anderem war er bei der Arbeit für den Furkatunnel, Vereinatunnel, Neat Schacht Sedrun, bei Stassentunnels in Graubünden, bei der S-Bahn Zürich und im Uetlibergtunnel beteiligt. „Aber ich arbeite lieber auf dem Land als in der Stadt", schmunzelt er.
Bei der Murer/Strabag arbeiten Ingenieure mit den Kaufleuten partnerschaftlich zusammen. Lucek kann in seiner gelassenen Art die Lösungen, die ihm die Tunnelbau-Ingenieure präsentieren, beurteilen. „Die Kosten stehen stets im Mittelpunkt", sagt er.
Lucek schätzt es, dass er gute Kontakte zu den politischen Gremien in Uri hat. Sein Haslitaler Dialekt unterscheidet sich schon vom Urnerdialekt, auch wenn der hellhörige Tunnelbauer immer wieder verwandte oder gleiche Wörter entdeckt. Er selbst ist ein Bergler durch und durch, und wenn er vom Haslital über den Susten nach Erstfeld fährt, begibt er sich von einer Heimat in die andere. Was er in der Freizeit am liebsten tut, ist rasch gesagt. Klettern. In den Haslitaler und Urner Bergen.