Glossen

Folgende Glossen sind im
Urner Wochenblatt erschienen:

Weihnachtsglück wie einst?

Hanni: Vor Weihnachten habe ich stets mulmige Gefühle. Klappt es mit den Einladungen? Gelingt mir das Essen? Und entsprechen die Geschenke den Wünschen? Oder wird unter dem Christbaum gar gestritten?
Franz: Offensichtlich sind familiäre Zusammenkünfte heikel !

Hanni: Ja dü seisch es. Es gibt ein Generationen-Mischmasch. Das kommt nicht immer gut heraus.
Franz: Wir wollen halt die Glücksgefühle wieder erleben, die wir als Kinder an Weihnachten hatten.

Hanni: Ich bringe die Bilder vom Christbaum, von glücklichen Kindern und ebenso glücklichen Eltern und Grosseltern nicht aus dem Kopf.
Franz: Aus Angst vor Enttäuschungen fliehen viele in die Berge oder in ein warmes Land. Zudem ist bekannt, dass nach Weihnachten Anwälte und Eheberater alle Hände voll zu tun haben.

Hanni: Letztes Jahr haben meine Schwester und ich unserem Bruder das haargenau gleiche Iphone geschenkt.
Franz: Ich erhielt fünf Paar Socken und ein trendiges Hemd, das ich nie anzog.

Hanni: Vor Weihnachten wünschte ich mich in ein Altersheim.
Franz: Ja dü seisch!

Hanni: An Weihnachten ist im Altersheim für alles gesorgt. Das Haus ist festlich geschmückt, es gibt Musik, Gesang, nette Ansprachen von reformierten und katholischen Pfarrern, kleine Geschenke, zum Essen Schinken, Salate, Guezli und Christstollen. Und dafür hast du keinen Finger gerührt.
Franz: Und nach den Feiern? Dann wärst Du wahrscheinlich unglücklich.

Hanni: Bestimmt nicht. Ich würde mich in meinem Zimmer aufs Bett legen, Musik hören, vielleicht den Fernseher anschalten und auf das Geläute der Kirchenglocken warten. In völligem Einklang mit mir selbst.
Franz: Sag das deiner Familie nicht!

Hanni: Wo denkst du hin - das sind meine privaten Träume. In Wirklichkeit mache ich alles, was meine Familie wünscht. Ich schmücke die Wohnung, backe viele Sorten Guezli, plane das Weihnachtsmenü, besorge Geschenke, alles ganz konventionell.
Franz: Und dein Traum vom Altersheim?

Hanni: Daran denke ich wieder, wenn ich nach den Feiern erschöpft den Christbaum wegräume und die Kerzenhalter putze.