Nostalgie à discretion.
Franz: Warum hast du ein blauweisses Schwingerhemd an?
Hanni: Es passt gerade zu meiner Garderobe. Aber es ist schon so: Schwingfeste sind zurzeit ein Muss.
Da geht man hin, alle gehen hin. - Warum trägst du zündrote Schuhe?
Franz: Das passt gerade zu meiner Garderobe. - Aber ich kann den Trend zur Nostalgie nicht einordnen.
Hanni: Auf der Strasse siehst du Frauen mit Zöpfen, langen Jupes oder langen Schneewittchen-Haaren.
Franz: Vergiss nicht die grossen Halswehtücher, die jedermann um den Hals wickelt. Dreimal. Auch Politiker kleiden sich so.
Hanni: Ich sitze gern in einem Strassencafé und beobachte das Geschehen. Unglaublich, was für Gestalten an mir
vorbei flanieren. Letzthin sah ich einen jungen Mann, der sich mitten auf dem Kopf ein Wurgeli,
(auch Bürzi genannt) angebracht hat.
Franz: Man kann sich heute anziehen was man will; verschiedene Kleiderstile werden fröhlich kombiniert.
Kürzlich sah ich einen Mann mit Schirmmütze, Halswehtuch, kurzen Hosen und Flipflops. Beim Kopf hatte er
Winter, bei den Füssen Sommer. Bei der Damenmode gefallen mir die Faltenröcke und Umhänge-Tücher.
Hanni: Ich mag die schmalen Hosen der Männer und die Schlapphüte. Ich bin nur dann irritiert, wenn ältere Männer
rosarote Hosen tragen.
Franz: In der Musikszene sind seit langem verschiedene Stilrichtungen en vogue. Heute muss sich niemand genieren,
wenn er gern Jodeln hört. Es wird auch hier wild und kreativ gemischt: Ländler, Jazz, Klassik, Volksmusik.
Das tönt meistens ziemlich cool.
Hanni: Es ist doch eine gute Sache, wenn man die Freiheit hat, Altes mit Neuem zu vermischen.
Franz: Dass man bei der Wahl seiner Garderobe so frei ist, dünkt mich neu. Beim Essen war es meiner Meinung
nach schon immer so: Man wünscht sich das zurück, das in der Kindheit so unheimlich gut geschmeckt hat.
Hanni: In Sachen Kleider habe ich eine Idee: Ich könnte meine gepflegte Garderobe für die nächste Generation
aufheben. Dann muss ich nichts mehr entsorgen.
Franz: Das würde ich nicht tun.
Hanni. Warum nicht? Mich freut der Gedanke, dass meine Kleider viel viel später wieder Mode sind und nachgetragen werden.
Franz: Hebe nichts auf!
Hanni: Warum nicht? Warum bist du dagegen?
Franz: Deine Kleider werden umgehend ins Brockenhaus gebracht. Uf Eer und Säligkeit.