Spannendes aus dem Limmattal

Folgende Porträts erschienen
im Limmattaler Tagblatt:
Musik die süchtig macht

Musik, die süchtig macht

Dietikon „Tremozioni“ im Rahmen von Kultur in Dietikon

Mit viel Gefühl und Können musizierten sich vier Musikbesessene durch verschiedene Stilrichtungen und bescherten den rund 100 Gästen im Foyer des Stadthauses Glücksgefühle.

Helen Busslinger-Simmen
Dass gut gespielte europäische Folklore süchtig machen kann, zeigte der Applaus an diesem Abend: Drei Zugaben verlangten die Gäste im Foyer des Stadthauses, und sie waren erst zufrieden, als die vier Musikerinnen augenzwinkernd ein Schlaflied spielten. Die vier verstanden es, mit dem Publikum zu kommunizieren und liessen sich noch so gern von Wellen der Sympathie tragen. Es ist eher selten, dass Musizierende und Zuhörende eine Einheit bilden – an diesem Abend konnte man es erleben.

Trauer und Freude im Wechselspiel

Die Interpretationen von „Folk aus Europa“ klangen mal voller Lebenslust, dann wieder wehmütig - eine herzerwärmende Mischung aus Melancholie und Ausgelassenheit. Die vier nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise nach Ungarn, Russland, Italien, Serbien, Rumänien, Frankreich und Mazedonien, leichtfüssig wurden dabei die Grenzen überschritten.

Man ging innerlich mit, als die vier das Lied einer mazedonischen Mutter sangen, die ihre Kinder in die Fremde entlässt. Man lachte beim jiddischen Lied über den Rabbi, der immer tanzen muss und nicht anders kann, bei Tänzen wie Tarantella und Valse musette wurde mit den Füssen im Takt gewippt. Jiddische Lieder und die Klezmermusik sind als glutvoll und leidenschaftlich bekannt, solche Musik entspricht offensichtlich den vier Frauen, die seit dreizehn Jahren auf Tournee sind und ihr Leben der Musik widmen.

Vier enfants terrible

Mit offensichtlicher Freude präsentierten die vier ihre Trouvaillen, nie verloren sie dabei ihre Bodenständigkeit. „Wir haben ein Flair für östliche Musik“, sagte Elsbeth Schweizer und liess ihre Handorgel, jammern und jubeln. Am späteren Abend erzählte sie eine Geschichte auf jiddisch, die man dank ihrer lebhaften Mimik auf Anhieb verstand. Die Klarinettistin Rosa Felder-Hess spielte virtuos ihre Soli bei den Klezmer-Stücken und griff auch mal zu zur Blockflöte und zu Schlaginstrumenten.

Als Maria Odermatt spielte Geige spielte, wähnte man sich in einem Nachcafe des Südens, sie zog alle Register ihres Könnens und spielte so, wie eine Zigeunerin spielt. Kathrin Pavoni am Bass schuf den Boden, auf dem sich die andern drei ihre musikalischen Kapriolen darbieten konnten. Gesang gehört zu Folk, deshalb setzten die „Tremozioni“ auch ihre Stimmen ein. Das wirkte elektrisierend, ihre Stimmen gewannen zunehmend an Ausdruckskraft, als sich die vier bei ihren Gästen rundum wohl fühlten.

Musik für die Seele

„Wir wollten die Herzen berühren und musikalische Feuer entfachen“, sagte Maria Odermann, die in Dietikon als Kindergärtnerin arbeitet, nach dem Konzert. Gemäss ihren Angaben arrangieren die vier alle Stücke selbst, und sie betont: „Wir legen grössten Wert auf gute Ansagen, eine runde Programmgestaltung mit extrem viel Abwechslung“. Entdeckt hat die „Tremozioni“ Ernst Berweger von „Kultur in Dietikon“, als er sie an einem Vereinsabend hörte und sofort wusste, dass er sie ins Dietiker Kulturprogramm holten würde.