Lächeln als Lebenselixier im Altersheim
Dietikon „Humortag“ im Altersheim Ruggacke
Marcel Briand, der selbst 15 Jahre lang in Pflege und Begleitung alter und kranker Menschen tätig war, sorgte als „Begegnungs-Clown“ im
Ruggacker einen Tag lang für Heiterkeit.
Helen Busslinger-Simmen
Mit einem Gestell voller Kuriositäten, seinem „Humor-Mobil“, fuhr Briand in den Ruggacker und sagte: „Heute ist etwas los!“ Die Heimbewohnerinnen und –bewohner
nickten erfreut, sie genossen die Abwechslung vom ersten Augeblick an. Erst mimte Brian den Arzt im weissen Kittel, fragte nach dem Befinden, nicht ohne dabei
Sprüche zu klopfen, was die Anwesenden mit Gelächter quittierten.
Heiterkeit als Therapie
„Hier ist ja niemand krank“, bedauerte Brian, wechselte seine Rolle und wurde ein Gentleman mit Frack und Zylinder, der zum Entzücken der Älteren einen
Trichter-Grammophon aufstellte. Es erklangen alte Lieder, welche die Anwesenden gleich ohne Hemmungen mitsangen. Galant lud er eine Dame zum Tanz ein,
nicht ohne ihr vorher eine Federboa über die Schulter zu legen. Dass geschah mit tiefem Ernst, ohne jede plumpe Ironie.
Die Anwesenden merkten sofort, dass es Brian am Herzen lag, eine heitere Stimmung auszulösen. Seltsames wurde dem Humormobil entnommen, Weisse
Mäuse, ein singender Blumentopf, ein umherwackelndes Spielzeugschwein, eine gummiartige Knolle, die niemand zu fassen kriegte. Bald hellte sich jedes Gesicht auf.
Humor mit Gefühl
Als aus dem Grammophon das Lied „Oh mein Papa“ erklang, liess Briand eine Clownpuppe tanzen, um dann einen Blumenstrauss zu holen und mit durchaus ernst
gemeinter Verbeugung Rosen zu verteilen. Es dauerte längerer Zeit, bis eine ältere Dame die Rose in die Hand nahm – gespannte Erwartung erfüllte den Raum.
Als sie mit einem Lächeln im schönen Gesicht die Rose ergriff, gab es niemandem im Zimmer, der nicht gerührt war.
„Ich erzähle keine Schenkel-Klopfer-Witze, mein Humor ist von anderer Art“, bemerkte Briand, als er über seine Arbeit berichtete. Humor habe viel mit Wärme und
Menschenliebe zu tun und sei gerade im Altersheim lebenswichtig. Die Menschen im Altersheim hätten durchaus Humor, er sei oft bloss etwas verschüttet und verborgen.
Humor muss im Altersheim Platz haben
Da Briand nicht mit grellen Farben geschminkt war und nur mit wenigen Utensilien andeutete, dass er „ein anderer“ ist, konnte er am „Humortag“ Menschen und Situationen
auf die Schippe nehmen. Auch im Ruggacker nahm es ihm niemand übel, wenn freche Fragen stellte, - er hat die Unschuld eines Kindes. Schon am frühen Morgen
hatte er für die Angestellten einen witzigen Hindernis-Parcours kreiert.
„Selbst bei Sterbenden kann Humor erlösend wirken“, sagte Briand an der Medien-Orientierung, „gerade in unerträglichen Situationen ist Humor oft der einzige
Lichtblick.“ Therese Gerber, die Stellvertreterin der Gesamtleitung Ruggacker, war damit einverstanden und betonte: „Wir dürfen schon den zweiten Humortag
erleben und haben verschiedene Schulungen hinter uns. Kursleiter Briand lehrte uns, in der Pflege mit feinem Humor vorzugehen.“ Humor in der Begegnung
mit Älteren und Kranken bringe eine ganz andere Qualität, davon ist auch der Gesamtleiter Christoph Schwemmer überzeugt.