Zur rechten Zeit am rechten Ort
Marta Zwyssig ist als Co-Präsidentin im „Rat der Franziskanischen Gemeinschaft“ im Antoniushaus Mattli in Morschach tätig.
Die ehemalige Kindergärtnerin war im Altersheim in Flüelen stellvertretende Leiterin und hat das Rüstzeug für anspruchsvolle Aufgaben.r
Helen Busslinger-Simmen
Ihr Büro ist in traumhafter Lage im Bildungshaus Mattli in Morschach. Marta Zwyssig arbeitet in der Zentrale für die „Franziskanische Gemeinschaft“.
Sie gestaltet Kurswochen oder -tage, organisiert Reisen und kümmert sich um jene, die sich für franziskanische Spiritualität interessieren.
„Hier ist ein Knotenpunkt“, sagt die Altdorferin und blickt auf unzählige Broschüren, Programme und Arbeitspapiere. Zu tun gibt es in Hülle und Fülle.
Der Verein setzt sich ja aus 35 kleineren Gemeinschaften in der Schweiz zusammen. Vernetzt ist der Verein mit den INFAG-Gmeinschaften
(Intefranziskanische Gemeinschaften) der Schweiz, etwa mit den Kapuzinern und mit Kloster-Ingenbohl.
Wechselhafte Geschichte im Mattli
Das Bildungshaus wurde 1967 für die „Franziskanische Gemeinschaft (FG) gebaut und bis im Jahr 1993 von den Kapuzinern geleitet. Das Haus hat eine
aufregende Geschichte hinter sich. Die Kapuziner zogen sich 1993 aus der Leitung zurück, weil sie nicht genügend Ordensbrüder hatten. Die
franziskanische Laiengemeinschaft übernahm die Verantwortung. Dieser Wandel konnte nicht ohne Probleme vollzogen werden. Nun haben die
Verantwortlichen tragfähige Strukturen geschaffen, es ist alles neu aufgegleist.
Im Verwaltungsrat, in dem Marta Zwyssig mit Co-Präsident Robert Maurer zusammen arbeitet, sind fünf Rätinnen und ein Kapuziner tätig. Marta Zwyssig:
„Die Franziskanische Gemeinschaft war schon immer auch eine Laienbewegung. Im Bildungshaus sind wir für den strategischen Teil zuständig; die
operativen Bereiche sind bei der Bildungs- und Geschäftsleiterin Barbara Ruch.“ Die Stimmung im Haus ist gut, die Gäste loben die Atmosphäre.
Natürlich muss auch hier gespart werden, auch an Orten, wo es scheinbar nicht ins Gewicht fällt. „Das kommt ja eigentlich dem Prinzip auf das
Wesentliche entgegen“, schmunzelt die Urnerin.
Berufswege und Pionieraufgaben „Dass ich Kindergärtnerin werden konnte, das habe ich meinem Vater zu verdanken“, sagt Marta Zwyssig und ist dankbar,
dass ihre Erstausbildung ihre später weitere Berufsschritte ermöglicht hat. Sie hat erlebt, wie dass der Beruf der Kindergärtnerin grossen Schwankungen
ausgesetzt gewesen ist: „Mal haben die Schulverantwortlichen die Mütter in die Kindergärten geholt, mal wurden sie wieder wegrationalisiert.“
Gern erinnert sich Marta Zwyssig daran, dass sie in Sisikon – mit dem damaligen Pfarrer und einigen Müttern – ein Kindergarten aufbauen konnte.
„Gegen den Willen des Schulrates“, betont sie und freut sich, dass sie als Pionierin wirken konnte. Denn sie und die Mütter mussten kämpfen, damit ihre
Kinder zumindest halbtags in den Kindergarten gehen konnten.
Keine Angst vor Veränderungen
Nach einer dreijährigen Ausbildung hat Marta Zwyssig in der Leitung (als so genannte Ablöserin) des Altersheimes Flüelen gearbeitet. „Das Geheimnis des
Erfolgs in der Betagtenarbeit ist wohl die Grundhaltung, keine Erwartungen zu haben und ältere Menschen zu akzeptieren wie sie sind“, sagt Marta Zwyssig.
Ohne zu wissen, wohin ihr Weg sie führen würde, gab sie nach zehn Jahren die Altersheimtätigkeit auf. Man bat sie um die Mitwirkung in der
Franziskanischen Gemeinschaft. Sie sprang ein – und blieb dabei.
Nach und nach wuchs die engagierte Altdorferin in die komplizierten Strukturen des grossen Vereins hinein, bis sie jetzt an leitender Stelle steht.
„Ich hatte schon als Kind Freude am Religiösen“, sagt sie. Auch hier hat sie keine Berührungsängste, orientiert sich an neuen Strömungen, lernt ständig
dazu und freut sich, dass sie im Mattli das Osterfest mit Gästen gestalten kann.
Wenn Marta Zwyssig in die Vergangenheit zurückblendet, staunt sie selbst, wohin es sie überall verschlagen hat. „Wenn eine Aufgabe beendet war,
ging ich weg, meistens ohne zu wissen, wohin“, sagt sie heute. Dass sie in der Franziskanischen Gemeinschaft und im Mattli arbeiten kann, entspricht ihr,
auch wenn die Verantwortung zu Beginn übermächtig zu sein schien. Das Mattli gilt ja als Kraftort. Die Urnerberge erscheinen jeden Tag in einem anderen
Licht, die Aussicht ist atemberaubend. Kein Wunder, dass sich die Gäste oft kaum vom Blick auf Berge und See lösen können.