Wirkungsfeld einer Urner Anästhesie-Ärztin
Dr. med. Claudia Dillier aus Altdorf
Als Anästhesistin an einem Kinderspital zu arbeiten, erfordert ein grosses Mass an Können, Geduld und Geschick.
Claudia Dillier setzt sich dafür ein, dass es kranken Kindern so gut geht, wie es möglich ist.
Helen Busslinger-Simmen
„Als der vierjährige Ivan nach der Operation eines Leistenbruchs die Augen aufschlug und mir ins Gesicht lachte, war das ein Glücksmoment“, sagt Claudia Dillier.
Sie stellt fest, dass solche Glücksmomente am Kinderspital oft zu erleben sind und einen wohltuenden Ausgleich zu den täglichen Sorgen und Problemen bilden.
Als so genannte Leitende Ärztin trägt die Altdorfer Anästhesistin Verantwortung. „Wir bewegen uns auf einer schmalen Basis und bemühen uns, alle Möglichkeiten
der Anästhesie und Schmerzlinderung auszuschöpfen“, sagt sie.
Keine kleinen Erwachsenen
Kinder-Anästhesie ist anspruchsvoll. Wenn Kinder die Vorgänge im Spital nicht verstehen, reagieren sie verständlicherweise ablehnend. Im schlimmsten Fall
könnten sie psychisch traumatisiert werden. Claudia Dillier: „Unser Ziele heissen Ängste abbauen und Schmerzen vermeiden, dafür setzen wir unser Wissen
und Können ein.“
Auch bei Kindern werden die üblichen modernen Anästhesie-Techniken angewendet, prinzipielle Einschränkungen gibt es nicht. „Fantasievolle Ärztinnen und
Ärzte haben spezielle Verfahren erfunden, die helfen, dass es den Kindern trotz Krankheit gut geht“, sagt Claudia Dillier.
Pilotenmaske und Zauberpflaster
Die Kinder nehmen ins Spital ihre Stofftiere und CDs mit, der Ablauf der Narkose wird mit ihnen nach Möglichkeit besprochen. Je nach Altern wählen die Kinder
eine „Pilotenmaske“ oder ein Zauberpflaster. „Die Narkose-Vorbereitungen erfordern Zeit und Geduld, sie müssen in einer ruhigen Atmosphäre
geschehen. Narkoseärzte werden darauf hin geschult“, betont Claudia Dillier.
Wichtige Ansprechpartner sind die Eltern. Sie haben Angst, ihr Liebstes hergeben zu müssen und brauchen umfassende Informationen, Trost und Halt.
Claudia Dillier: „Im Kinderspital müssen wir ein besonderes Flair für die Ängste der Eltern entwickeln und versuchen, ihnen die Sorgen zu nehmen. Wenn es
den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut.“
Kinder haben Lebenswillen
Oft müssen Kinder immer wieder neu zu Untersuchungen ins Kinderspital. Dabei sind sie froh, wenn sie sich an Rituale halten können. „Oft staunen wir über den
Mut und den Lebenswillen unserer kleine Patienten“, sagt Claudia Dillier. Es käme vor, dass ein Team von Ärzten und Pflegenden wegen einem Krebsleiden
bedrückt sei. Dann sei es nicht selten das kranke Kind, das den Verantwortlichen Kraft gäbe.
Claudia Dillier muss nicht nur mit den Chefs, den Kollegen und den Assistenten umgehen können, sie ist auch auf die Kooperation der Eltern und Kinder
angewiesen. Das ist eine Herausforderung, die sie jeden Tag annimmt. Zu ihrer Freude gibt es seit diesem Jahr auch Herzchirurgie am Kinderspital Zürich.
Claudia Dillier hatte in Paris eine besondere Ausbildung für Anästhesie bei Herzoperationen gemacht und die Ausbildungszeit in Paris sehr geschätzt.
Mit dem Kanton Uri verbunden
„Ich fühle mich ganz als Urnerin“, stellt Claudia Dillier, die enge Kontakte zu ihrer Familie und zu ihren Freunden im Kanton Uri pflegt, fest. Als Gymnasiastin in
Altdorf hat sie vage vom Arztberuf geträumt, dass sie Ärztin an einem Kinderspital werden könnte, wagte sie nicht zu hoffen. Vermutlich ist sie in einer grossen
Familie im dörflichen Umfeld gut auf ihre heutigen Aufgaben vorbereitet worden.
„Nach Altdorf zurückkehren – das ist Erholung“, sagt die Urner Ärztin, die nach einem Maturatreffen mit ehemaligen Kollegen die Tradition der
Bergwanderungen wieder aufgenommen hat.