Exil Urnerinnen und Urner

Folgende Porträts erschienen
in der Neuen Urner Zeitung
bzw. im Urner Wochenblatt (*)
Felix Schenker

Mitten drin im Abenteuer „Kultur im Netz“

Das Internetportal art-tv.ch ist das „erste Schweizer Kulturfernsehen im Netz“. Initiant des Projekts ist der Urner Felix Schenker. Seine Idee, mit Videobeiträgen Kultur zu vermitteln, gewinnt immer mehr an Boden

Helen Busslinger-Simmen
Ungewöhnlich ist seine Erfindung, sie steht ganz für Kommunikation und Vernetzung. Die Webseite art-tv.ch, die Felix Schenker zum Leben erweckt hat, ist die erste Seite im Netz, die mit Videobeiträgen über Schweizer Kulturereignisse informiert. Unabhängig, spannend und kostenlos. Felix Schenker ist die Seele des Unternehmens. Zusammen mit einem zehnköpfigen Team und 30 freien Videojournalisten produziert er monatlich ein Kulturmagazin. Er zeigt Filmtrailers und liefert die Filmkritik dazu. Mit dieser Pioniertat hat er für Kulturschaffende und –geniessende eine Plattform geschaffen.

Nachhaltige Kultur spritzig präsentiert

Am Anfang der Idee stand ein Gefühl der Frustration. Felix Schenker: „Es gibt in den verschiedenen Kulturszenen viel Spannendes, was in den Medien wenig Echo findet. Ich wollte Abhilfe schaffen.“ Wer mit Hilfe eines Mausklicks in die Kulturwelt gelangt, stösst auf Überraschungen. Urner Themen sind auch dabei. Beispielsweise ein Beitrag über den Dokumentarfilm „Charlie Chaplin – The Forgotten Years“, ein Werk des Urners Felice Zenoni.

Im Kulturnetz zu finden ist zudem ein Bericht über die Tellspiele Altdorf oder eine Videoarbeit des Urner Fotografen Christoph Hirtler, welcher Persönlichkeiten fragte, was ihnen die Gestalt „Tell“ bedeute. Mehrheitlich betreffen die Beiträge Ereignisse der Kulturmetropole Zürich. Ein Schwerpunkt stellt die Bildende Kunst dar, die Felix Schenker als seine Kernkompetenz bezeichnet.

Verlinken und Vermitteln

Vom neuen Kulturnetz angetan sind Videojournalisten, Film- und Kulturschaffende, die ein neues Forum bekommen haben. Begeistert sind auch Kulturgeniesser, die sich zu jeder Zeit – ob in der Pause im Geschäft oder während schlaflosen Nächten – über Schweizer Kultur informieren können: Die Palette ist bunt und weit. „Es gibt in der Schweizer Kulturszene so viel Überraschendes, dass man nicht überall live dabei sein kann“, sagt Felix Schenker, „deshalb benutzen immer mehr art-tv.ch als zusätzliche Inspiration.“

Dass Felix Schenkers Stärke Kommunikation ist, merken alle, die mit ihm ins Gespräch kommen, - er hat keine Berührungsängste und scheint frei von Vorurteilen zu sein. Eigentlich komme er nicht vom „Bildungsbürgertum“ her, bemerkt er, er sei von keiner Seite zum Kulturschaffen geschupst und gestossen worden.

Das weisse Schulhaus

Am Anfang seines künstlerischen Werdegangs stand ein Schulhaus, ein gewöhnliches Dorfschulhaus, an dessen weissen Wänden – durch den Hausmeister verordnet – nichts aufgehängt werden durfte. Bilder waren strikt verboten. Felix Schenker, der sich sein Studium als Werkstudent verdiente und dort als Lehrer aushilfsweise tätig war, wollte dieser frostigen Atmosphäre mit Farben etwas entgegen setzen. Er begann zu malen. Als er seine ersten Bilder zum Einrahmen brachte, fanden sich gleich Käufer. Was andere zeitlebens kaum fertig bringen, fiel ihm in den Schoss: Seine Bilder waren begehrt, er schaffte den Durchbruch als Künstler. Bald stellte er mit dem Grossen der Schweizer Kunst zusammen aus, mit Fischli Weiss und Roman Signer.

„Ich bin ganz unbedarft zum Malen gekommen“, sagt er, „wegen art-tv habe ich die Malerei aufs Eis gelegt. Ich werde bestimmt irgendwann zur Malerei zurückfinden.“ Zehn Jahre führte er eine Galerie in Luzern. Nach und nach entstand in ihm die Lust, mit bewegten Bildern Kunst unmittelbarer zu vermitteln, als die Texte vermögen.

Kleinräumigkeit schafft Urvertrauen

Der bunte und vielseitige Kulturraum Uri hat Felix Schenker geprägt. Er spielte im Kollegitheater mit, war der Melchtal im Tellspiel und hatte eine Rolle im „Grais“ von Franz-Xaver Nager. „Wichtige kulturelle Erfahrungen“, wie er betont, „das Aufwachsen im überschaubaren Raum gab mir etwas Boden-Ständiges und viel innere Sicherheit.“ Psychologen würden es Urvertrauen nennen.

Dieses Urvertrauen, so Felix Schenker, sei es vermutlich, das ihn immer wieder dazu bringt, Projekte anzugehen, die durch Sinnstiftung motiviert sind und weniger durch ökonomische Berechnungen. Felix Schenker: „Ein Mensch bleibt uns eigentlich nur dann positiv in Erinnerung, wenn er bereit ist, seine Energie in die Gemeinschaft zu investieren.“