Im Französisch der Schlechteste!
Der 32jährige Felix Grieder ist Oberarzt im Spital Winterthur und in der Chirurgie tätig. Er war in der Primar- und Kantonsschule ein
Minimalist und hat sich vor allem für Sport und Pfadi interessiert.
Helen Busslinger-Simmen
In der Schule habe er gerade das gemacht, was nötig gewesen sei, und in den Sprachen sei er eine Niete gewesen, stellt Felix Grieder fest: „Im
Französischunterricht bin ich als Klassenschlechtester aufgefallen.“ Er verdanke es einem glücklichen Zufall, dass er so jung bereits Oberarzt sei,
und dazu auf dem begehrten Posten der Chirurgie. Ein Karrierist ist der in Dietikon aufgewachsene junge Arzt nicht, das ist offensichtlich.
Eigentlich wollte er wegen seiner Freude an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen Meeresbiologie studieren. „Das hatte für mich bei der Wahl
der Studienrichtung doch zu wenig mit Menschen zu tun, und deshalb entschied ich mich für das Medizinstudium“, erinnert sich Felix Grieder.
Pfadfinder und Taucher
Felix Grieder sucht den engen Kontakt zur Natur, - das zeigte sich schon früh. Als begeisterter Pfadi hielt er sich am liebsten draussen auf, in Wind und Wetter.
Später wurde er Pfadiführer, was niemanden wunderte, da er in einer Pfadfinderfamilie aufwuchs. „Als Teamleader im Operationssaal kommen mir heute
meine Erfahrungen als Pfadiführer sicher zugute; in Operationssaal muss ich sagen, was nötig ist und was geschehen muss.“
Als Bub fuhr er begeistert Velo, liess sich dabei den Wind um die Nase wehen und machte schon als Zwölfjähriger ausgedehnte Touren durch die Schweiz.
Klar, dass er heute den Weg von seinem Zuhause in Winterthur bis ins Spital bei jedem Wetter mit dem Velo zurücklegt. „Neben Klettern und Segeln war
Tauchen über längere Zeit meine grosse Passion“, sagt Felix Grieder heute, und man kann sich gut vorstellen, dass er die Tiefen von Seen und Meeren
erkundet und dabei intensive Erlebnisse macht.
Respekt vor Menschenleben
Felix Grieder hat schon ungezählte Operationen durchgeführt und schätzt das breite Spektrum des Kantonsspitals Winterthur. Auf der einen Seite ist dies zum
Beispiel die feine Arbeit mit der Lupenbrille in der Handchirurgie. Auf der andern Seite muss er bei einer Hüftprothesen-Operation kräftig zupacken können.
„Und das als Linkshänder“, schmunzelt er.
Auf die Frage, ob er vor einer Operation nervös sei, winkt er ab: „Chirurgen machen die bestmöglichsten Vorbereitungen und kennen dank den modernen
Techniken den zu operierenden Patienten gut.“ Aber grosser Respekt vor dem Leben, das gehöre dazu. Schwieriger seien Notfall-Operationen, bei denen
Chirurgen sofort handeln müssen. „Probleme tauchen oft nicht während einer Operation auf, sondern in den Tagen darnach“, stellt Felix Grieder fest. Operieren
sei eine Tätigkeit, die einen schon erfüllen könne, weil Menschen in kurzer Zeit grundlegend geholfen werde.
Legenden rund um Ärzte
Nach Ansicht von Felix Grieder werden rings um den Arztberuf viele Halbwahrheiten erzählt: Etwa sass man viel Geld verdiene, dass man ein Halbgott in
Weiss sei. Nach der langen Studienzeit bewegt sich sein Verdienst im Bereich eines Lehrerlohns, und unnahbar ist er nicht. Er gehört zu einer jungen,
pragmatisch denkenden Ärztegeneration. Dass er nicht abhebt, dafür sorgt seine Familie, seine Frau, die als gelernte Hebamme teilzeitlich arbeitet, seine
kleine Tochter. Mit ihnen verbringt er seine Freizeit. Wie zu Pfadizeiten wieder oft im Wald, etwas seltener unter Wasser.