Neue Traubensorten in altem Weinberg gedeihen
Oberengstringen Weinbauer Urs Zweifel erwartet eine gute Ernte
Bei einem Gang durch den neu angepflanzten Oberengstringer Weinberg stellte Urs Zweifel fest, dass er berechtigte Hoffnungen
auf eine gute Ernte haben kann. Das Experiment, es in Oberengstringen mit neuen Sorten zu versuchen, scheint zu gelingen.
Helen Busslinger-Simmen
„Die neuen Oberengstringer Weine werden uns alle positiv überraschen, mich als Weinbauer und natürlich vor allem die Leute vom Dorf. Am
traditionellen Oberenstringer Weinfest im Herbst werden wir davon trinken“, freute sich Urs Zweifel bei einem Gang durch den Weinberg. Als er vor drei
Jahren als Produktionsleiter der Weinkellerei Zweifel & Co AG den Weinberg von der Gemeinde pachten konnte, hatte er die Idee, hier Spezialitätensorten zu
pflanzen: Malbec, Cabernet Cubin, Johanniter und Scheurebe.
Die Lage des Weinberges für diese Sorten sei optimal, - davon ist Zweifel überzeugt. Denn die relativ tiefe Lage von 400 Metern über Meer, die Nähe zur
Limmat und zur Stadt Zürich sorgen für höhere Durchschnittstemperaturen und wenig Frost.
Trauben wachsen im Zeitraffer
Beim Gang durch den Weinberg entfernte Urs Zweifel mit dem geübten Griff eines Weinbauers die Blätter, welche den Früchten Licht rauben und Kraft entziehen.
Die Trauben wachsen nach dem Blühen rasant, jetzt muss entblättert werden. Der Weinbauer: „Durch die Entblätterung ist die Durchlüftung der Laubwand
besser.“ Wer Urs Zweifel zuschaut, merkt, dass er grössten Wert auf gepflegte Reben legt – dafür ist ihm keine Mühe zu gross.
Ein Weinberg gibt ja nicht nur bei der Ernte viel zu tun. Der Standard der Produktion wird laufend optimiert, das erfordert Fachkenntnisse und Fingerspitzengefühl.
Urs Zweifel: „Wir Weinbauern befinden uns immer auf dem schmalen Grat zwischen Qualität und Menge.“
Weinbau braucht Geduld
Jede der hier neu angepflanzten Sorten habe ihren speziellen Charakter, der besondere Pflege erfordert, damit es einen unverwechselbaren Wein gibt. Urs
Zweifel will „Weine mit Charakter.“ Die letztjährige Ernte war noch bescheiden, sie ergab 1200 Flaschen Wein, die heurige Ernte wird das Doppelte ausmachen,
und darauf freut sich der Weinbauer.
„Erst im nächsten oder übernächsten Jahr werden wir – wenn alles gut geht – die optimale Qualität und Menge der neuen Sorten erreichen. Wir Weinbauern
rechnen nicht in Monaten, sondern in Jahren.“ Nach der Ernte kommt die Arbeit im Weinkeller, die Fachwissen und Erfahrung erfordert. Mit maschineller Hilfe
werden in der Weinkellerei in Höngg die Trauben in jenen fruchtigen Saft verwandelt, den wir so gern trinken. Zweifel führt das Unternehmen in dritter Generation
fort, er ist nicht nur ausgebildeter Önologe, sondern kann in vierter Generation auch auf die Erfahrung seines Vaters und Grossvaters zurückgreifen.