Dietiker Video-Filmerin drehte Heimatfilm
Dietikon Sarah Vetsch erforschte das Phänomen „Heimat“
Berufe, die mit Film und Video zu tun haben, sind Traumberufe vieler Jugendlichen. Die Dietikerin Sarah Vetsch hat ihre
Ausbildung beendet und drehte einen Film über Heimatgefühle in unserer digitalen Zeit.
Helen Busslinger-Simmen
Was Heimat in der heutigen digitalisierten Welt bedeutet, das beschäftigt Sarah Vetsch seit langem. Mehr und mehr Zeit wird ja zwischen Computern und
Handy, zwischen Bits und Blogs verbracht. Wir sind überall erreichbar und können uns weltweit vernetzen. Deshalb ist es nicht mehr von grosser Bedeutung,
wo wir wohnen und arbeiten – es kann überall sein. Ist es möglich, dass in dieser vermeintlichen totalen Freiheit noch Heimatgefühle entstehen können? fragt
sich Sarah Vetsch.
Als Abschlussarbeit an der Fachhochschule für neue Medien in Aarau hat sie einen Film mit dem Titel „Phänomen Heimat im digitalen Zeitalter“ gedreht.
Da sie seit Kindertagen malt, hat sie den Blick für das Wesentliche, aber das Statische liegt ihr nicht. Als Bewegungsmensch, der gern joggt und tanzt, will sie,
dass ihre Bilder laufen können.
An keinen Ort gebunden
Bei ihren Recherchen hat sie herausgefunden, dass für viele Heimat nicht am einem Ort festgemacht werden kann: „Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt,
wo Freunde sind, wo soziale Verwurzelung erfahren werden kann.“ Das Wechselspiel von Ortsverbundenheit und totale Freiheit fasziniert sie, und mit dem Film
will sie zum Nachdenken anregen.
Im Film ist sie im Gespräch mit einer jungen Italienerin, mit einem jungen Mann jüdischer Religion, und mit ihrer Grossmutter mütterlicherseits. Hilde von
Scarpatetti lebt im ehemaligen Südtirol, wo sie die Wirren des letzten Weltkrieges erlebt hat. Nach dem Krieg wurde ihre Heimat Italien zugeordnet, aus der
Tirolerin wurde eine Italienerin. So ist das Filmgespräch mit der erfahrenen, klugen und kreativen Frau, welche Heimat so unterschiedlich erlebt hat, sehr
eindrücklich.
Videos und Installationen
Sarah Vetsch hat die Ausbildung an der Fachhochschule genossen: „Auseinandersetzung mit Bildern, Videos gestalten und schneiden, dazu interaktive
Installationen – das war für mich ein Genuss.“ Vorher hat sie andere Wege und Umwege beschritten, als Fotomodell gearbeitet und die Ausbildung
zur Schauspielerin erprobt. Ihr Beruf „Designerin neuer Medien“ sagt ihr vor allem deswegen zu, weil sie mit grosser Neugier und Offenheit auf Menschen
zugehen kann.
Dass sie nebenher malt und auch Bilder verkaufen kann, ist eine Ergänzung. Natürlich träumt sie noch von weiteren Zielen: Sie möchte mit Ihrer Freundin,
die Drehbuchautorin ist, Dok-Filme machen und dabei neue und eigenständige Ideen verwirklichen.
Heimat Dietikon
Mit ihrer Heimatstadt verbindet Sarah Vetsch erstaunlicherweise vor allem Naturerlebnisse in den Wäldern rings um die Stadt. Mit ihrer Freundin zusammen
durfte sie reiten, und so sind beide an den freien Nachmittagen losgeritten, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen in der Natur: „In den Wäldern rund
um Dietikon haben wir den Wechsel der Jahreszeiten und der verschiedenen Wetterlagen erlebt, wir genossen die Stille, die nur durch Tierstimmen
unterbrochen wurde.“
Dass Sarah Vetsch gerade im Zentralschulhaus mit seiner multi-kulturellen Schülerzusammensetzung die Schule besuchte, hat sie geprägt: „Ich erhielt
eine Einführung ins Leben.“ Ihre erste Freundin war Vietnamesin, eine andere Kameradin Jugoslawin. Schon damals gab es Rangeleien unter Schülern, und
sie lernte, sich zu wehren: „Das beherrschte ich zusammen mit meiner Freundin schliesslich ganz gut“. Als sie in ihrer Ausbildung wieder verschiedenen
Kulturen begegnete, war es für sie nichts Neues. Heute findet sie das Andersartige und Fremde spannend, längst hatte sie den Umgang damit eingeübt. -
Mit andern jungen Filmemachern wird Sarah Vetsch ihren Film „Heimat“ an einer Veranstaltung im Kloster Fahr zeigen.