Ein Querdenker für jede Jahreszeit
Als Peter Vonlanthen, Geschäftsleiter KVZ, den fünfzigsten Geburtstag feierte, zeigte sich, dass er über ein breites Beziehungsnetz
verfügt. Mit ihm können Junge wie Alte, Freunde wie Andersdenkende etwas anfangen. Offensichtlich ist er Ansprechpartner in jeder Jahres- und Lebenszeit.
Helen Busslinger-Simmen
Das Fest nahm ungeahnte Ausmasse an. Bekannte, Freunde, Gleich- und Ungleichgesinnte - um die zweihundertfünfzig Leute trafen sich im Kaufleutesaal
zu einem bunten, fröhlichen Fest. Gefeiert wurde der Geburtstag des Geschäftsleiters, doch dass Peter Vonlanthen fünfzig Jahre alt ist, sieht man dem
unermüdlichen Querdenker nicht an. "Noch ist die Midlifecrisis nicht in Sichtweite - das wäre auch mal schön, oder nicht?", sagt er augenzwinkernd
dazu.
Wer sich mit dem KVZ-Manager unterhält, merkt bald, wo er steht: Auf der Seite jener, die Unterstützung brauchen. Man weiss es, und so reisst die Kette
der Anfragenden nie ab. Seien es nun Manager, die das Schlimmste befürchten, Angestellte, die wegrationalisiert wurden, Leute, die unter Mobbing leiden,
Putzfrauen, die ihre Stelle verloren. Peter Vonlanthen hat keine Berührungsängste.
Da gibt er einen Hinweis, dort rettet er einen Betrieb, hier knüpft er wichtige Fäden, vorige Woche fragte er im Kantonsrat mit einer dringlichen Interpellation nach
dem Sinn von Bildungsabzügen. Nebenbei scheut er sich nicht, mit seinen beliebten Grundsatzpapieren wirtschaftlichen Zeitproblemen auf den Leib zu rücken.
Da er ein unerschütterliches Urvertrauen hat, erscheint er vielen als "Stimme in der Wüste" oder zumindest als einer, der für Fairness einsteht.
Führen mit Gefühl
Vieles schaut Peter Vonlanthen gerade von der anderen Seite her an. Anders als es jene auf den breiten gesellschaftlichen und politischen Trampelpfaden.
Er fährt gut damit. Weil er uns Ungeahntes zutraut, leisten wir unser Bestes. Als Manager führt er unter dem Vorzeichen von Vertrauen, und dies eröffnet sowohl
der Sache selber wie den Angestellten und nicht zuletzt ihm selber weite Horizonte. Es beflügelt.
Natürlich hat die unkonventionelle Art, Denkmuster zu entwerfen und andere zu führen, auch Schattenseiten. "Ich liege oft quer, weil ich mich querlege" bekennt er.
So rechnet er mit Gegenwind und mit Widerständen, seien es nun Anfeindungen oder auch etwa ein neidtriefender Zeitungsbericht. Zuweilen hat es Peter
Vonlanthen miteiner Mischung aus Miesmacherei und Kleinkariertheit zu tun.
Jesuitisch geschulter Achtundsechziger
Mit destruktivem Denken, Kreisen um sich selber und Paragraphenreiterei kann er sich nicht anfreunden. Als Achtundsechziger weiss er, wovon er spricht:
"An verstaubten Sitzungen mit Rückwärtstrend kann ich mich zutode langweilen." Denn Peter Vonlanthen will etwas bewegen, und dafür ist ihm keine
Anstrengung zuviel. Da schlägt auch seine Schulung bei den Jesuiten durch. Kein Wunder, dass er grosse Achtung vor Religionen hat (und Mühe mit
der Institution Kirche.)
Nicht zuletzt hat Peter Vonlanthen Sinn für Geheimnisse und für das, was hinter den Dingen steht. Als Kind war er Messdiener und hat dabei die
Weihrauchdüfte lieben gelernt und gemerkt, dass sich auf und hinter Altären und in Religionen Kostbarkeiten verbergen. Wer ein Geheimnis mit sich trägt, ist
bei ihm gut aufgehoben; es scheint ihm nichts Menschliches, Ungewöhnliches und Skurriles fremd zu sein.
Kein Mangel an Kreativität
"Meine Ideen haben die Eigenschaft, sofort Kinder zu kriegen", seufzt er. Warum nicht etwas tun gegen Mobbing? Warum nicht endlich ethische Fragen in
Oekonomie und Wirtschaft behandeln? Warum nicht ans Bankgeheimnis rühren? Warum sich nicht mehr für die Jungen und ihre Bedürfnisse einsetzen?
Warum nicht hinter dem Reihenhaus einen kleinen Tierzoo für die Nachbarskinder einrichten? Dem Querdenker fehlt es nicht an Vorstellungen, die man
eigentlich sofort verwirklichen müsste.
Alle, die ihn kennen, wissen, dass Peter Vonlanthen mit seinem hundertfünfzigprozentigen Engagement beileibe kein Asket und Stubenhocker ist. Im
Gegenteil, er hat die Fähigkeit, eine Stimmung von Lebenslust und Nonchalance zu verbreiten. Etwas Sonniges und Südliches schwingt bei ihm mit, auch
dann, wenn er zuweilen von einer Art heiligem Zorn erfüllt ist und in Rage gerät. Auch das verzeiht man ihm. Früher oder später.