Im Limmattal getroffen

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Gisela Widmer

Berühmte Radiostimme live

Schlieren Gisela Widmer zu Gast bei „Literatur im Pavillon“

Der Literaturabend wurde vom Frauenforum FDP Schlieren unter der Leitung von Ursula Gächter organisiert. Der Leseabend hat Tradition und wird seit Jahren von Interessierten besucht. Auch diesmal hatten die Veranstalter ein volles Haus.

Helen Busslinger-Simmen
Wer kennt sie nicht, die tiefe, raue Radiostimme, die im Radio in der Satiresendung „Zytlupe“ zu hören ist. Nun benutzten viele am Literaturabend der FDP die Gelegenheit, die Person „hinter der Stimme“ zu sehen. Sie wurden nicht enttäuscht. Gisela Widmer zog ihre Gäste von Beginn an in ihren Bann. In ihren Geschichten – witzige Miniaturen – beschrieb sie Situationen, wir alle kennen, auf der Strasse, im Laden, auf der Reise. Rasch brachte sie die Dinge auf den Punkt, und rasch hatte sie ihr Publikum im Sack.

Schweizerischer Alltag

Gisela Widmer zeigte ihre Fähigkeit, uns und unsern Alltag auf ironische Art zu beschreiben. Ihre Seitenhiebe waren genau jenen Stellen platziert, welche die Mitte trafen. Ohne jeden moralischen Apell kommentierte sie unsern täglichen Krampf und Kampf mit den Dingen des Lebens. Sie verstand es, ihre Gäste zu verblüffen, das Gelächter wollte nicht aufhören. Ob sie über Frühenglisch, Hundefreunde, Ferienreisen oder Einkaufen spottete, immer sah man sich selbst wie in einem Spiegel. Man lachte nicht über andere, man lachte über sich selbst, und das war befreiend.

Gisela Widmers Talent gründet auf einer ungewöhnlichen Beobachtungsgabe. Wie mit einer Lupe schaut sie sich die Dinge an und bring sie in den richtigen Zusammenhang. So beschrieb sie eine Autofahrt im Stau so gekonnt, dass man die Handlung wie ein Film vor sich ablaufen sah. Das Besondere bei Gisela Widmer ist die Tatsache, dass ihr Humor durchaus ernst zu nehmen ist. Hinter allem vordergründig Lustigen steckt eine Lebensweisheit, die nachdenklich machen kann.

Ein Feuerwerk an Begabungen

Die Künstlerin las die Geschichte „Der Kreis“ aus dem Buch „Liebesgrund“. Anfangs schien die Erzählung bloss ein absurdes Geschehen, dann wurde die Handlung immer spannender, bis sich ein berührendes zwischenmenchliches Drama entfaltete.

Mit Schreiben hat Gisela Widmer schon früh begonnen: Mit 25 Jahren schrieb sie ihr erstes Theaterstück, dann war sie für das Schweizer Radio DRS Südasienkorrespondentin in Delhi und dann elf Jahre „die Stimme aus London“. Nebenbei schrieb sie viel beachtete Kolumnen, die in drei Sammelbändern erschienen sind.

Auch das Theaterschaffen kann Gisela Widmer nicht lassen. Kürzlich führte das Luzerner Theater Widmers Groteske „Atoll“ vor ständig ausverkauftem Haus auf. Dann folgte die komische Tragödie „Notglück“. Nebenbei doziert sie an der Journalistenschule MAZ in Luzern. Zum Glück ergötzt, unterhält und empört sie Radiohörerinnen und –hörer weiterhin mit der Satiresendung „Zytlupe auf SR DRS 1.