Limmattalk

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Marianne Landolt

Vom Sprung ins Wasser, von Frauenfragen und vom Glarnerland

Dietikon Limmattalk mit Ex-Stadträtin Marianne Landolt

Marianne Landolt amtete zwölf Jahre in den Ressorts Polizei und Gesundheit. Dass dies eine spannende Sache war, erfuhren die Gäste im voll besetzten Stadtkeller. Gesprächsleiter war Chefredaktor Daniel Winter.

Helen Busslinger-Simmen
Immer wieder neu kam das Thema Politik zur Sprache. Es wurde den vielen Gästen im Stadtkeller bald klar, dass die Ex-Stadträtin schon als Kind mit dem Polit-Virus infiziert worden ist. Temperamentvoll wurde bei ihr zuhause am Familientisch politisiert, vom Grossvater, der sozialdemokratische Ideen vertrat, vom Vater, welcher der CVP angehörte und sowohl in der Gemeinde wie im Kanton Ämter innehatte.

Ein Sprung ins kalte Wasser

Trotz der Berufstätigkeit als Übersetzerin, Sachbearbeiterin und Betriebs-Managerin im In- und Ausland war für Landolt der Wechsel von der Berufsfrau zur Politikerin ein grosser Schritt. „Ja, ich sprang ins kalte Wasser“, gab Landolt lachend zu. Zwar hatte sie sich schon als Präsidentin der KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) mit politischen Fragen befasst, als Schulpflegerin erst recht. Als sie aber dann mit der Anfrage von der CVP, ein Stadtratsmandat zu übernehmen, konfrontiert wurde, brauchte sie Bedenkzeit.

„Ich überlegte mir, ob ich fähig bin, ein solches Amt zu übernehmen“ so Landolt. Mit ironischem Augenzwinkern erwiderte Daniel Winter, Männer dächten bei einer solchen Anfrage meistens: „Warum hat man mich nicht früher gefragt?“ Für Gelächter war gesorgt. Landolt sagte der CVP zu, hatte sie sich doch in den 90er Jahren als Mitbegründerin der Frauenlobby Limmattal mit der Frauenfrage befasst. Allgemein war man auch in Dietikon der Ansicht, in der Politik sollten mehr Frauen mitwirken dürfen.

Anregend und aufregend

Bei der Arbeit im Stadtrat hat dann nach Landolts Erfahrungen die Frauenfrage keine Rolle mehr gespielt, - es gab keinen Frauenbonus. „Und das ist auch richtig so, Frauen und Männer müssen gleichwertig am gleichen Strick ziehen können“, so Landolt. Für sie waren die Aufgaben, die im Stadtrat übernahm, sehr vielseitig, sehr spannend. In der damaligen Polizei- und Wehrabteilung (heute Sicherheitsabteilung) musste sie sich erst an die militärische Sprache gewöhnen. Das schaffte sie mit der ihr eigenen Beharrlichkeit.

Die Wahlkämpfe waren für sie nicht allzu belastend: „Ich durfte stets Unterstützung erfahren, vor allem von Frauen, immer auch von Männern.“ Warum sie in der zweiten Amtszeit das Gesundheits-Ressort übernommen hat, war schnell begründet: „Es war mein Wunschressort. Im Gesundheitsamt beschäftigt man sich mit allen Fragen rund um Geburt, Tod, Alter, Gesundheit.“

Weltgewandte Glarnerin

Winter befragte die ehemalige Stadträtin zu ihrer Jugend in Netstal: „Ist es nicht eng im Glarnerland?“ - „Eng schon, aber engstirnig sind die Glarner nicht“, witzelte Landolt und wies darauf hin, dass die Jungen immer schon aus dem Glarnerland ausgewandert sind und fügte bei. „Heute wird gependelt, oder man bleibt – glücklicherweise ist beides ist möglich.“

Im Verlauf des Limmattalks kamen Landolts viele Auslandaufenhalte zur Sprache. Da sie die italienische Sprache perfekt beherrscht, nahm sie die Chance wahr, fürs Schweizer Konsulat in Venedig zu arbeiten. Später war es ihr dank guten Englischkenntnissen möglich, Arbeit in einer Firma in London zu übernehmen: „Von den temperamentvollen Italienern zu den kühlen Engländern, das war ein Wechselbad. Bis ich den feinen Humor der Engländer entdeckte.“ Nach Zürich zurückgekehrt, arbeitete sie für eine amerikanische Firma und organisierte Kongresse in aller Welt, etwa in Japan, Amerika, Brasilien, England, Deutschland und Italien.

Verschiedene Arten Heimat

Es wurde an diesem Abend deutlich, wie stark Landolt in Dietikon verwurzelt und mit den Menschen hier verbunden ist. Es war fast eine Art „Liebe auf den ersten Blick“, als sie mit ihrer Familie in den siebziger Jahren an die Bleicherstrasse gezogen ist und mit ihrem Mann ein Foto- und Werbe-Atelier aufgebaut und geführt hat.

Winter erwähnte die „verschiedenen Wurzeln“ Glarnerland und Dietikon, die beide zum Leben der ehemaligen Stadträtin gehören und fügte bei, offensichtlich sei das Interesse für das ganz Andere und Fremde und Ungewohnte immer auch mit dabei.

Zu den Problemen rund ums Altwerden und zur wachsenden Alterspyramide befragt, sagte Landolt: „Altersplanung in Dietikon war für mich eine Herausforderung und eine Bereicherung. Das werde bestimmt weiter verfolgen.“ Keine Mühe würde sie scheuen, wenn ihre Mithilfe bei der Urnenabstimmung fürs neue Alterszentrum gefragt wäre.

Offensichtlich besteht keine Gefahr, dass es Landolt nach der Zeit im Stadtrat langweilig wird. Ihre Neugier, Ihre Offenheit und ihr Sinn für Gemeinschaft wurden an diesem Abend greifbar. Dies alles wird sie weiterhin in Atem halten.