Der Chef packt auf der Baustelle öfters selber mit an
Stefan Baumann leitet die JB Bau AG in vierter Generation. Auch traditionsreiche Unternehmen stehen vor riesigen Herausforderungen.
Helen Busslinger-Simmen
Eigentlich wollte Stefan Baumann Rechtsanwalt werden. Doch im elterlichen Geschäft wurde er früh mit dem «Bauvirus» infiziert,
und so kam es nicht von ungefähr, dass er an der ETH Zürich studierte. «Da schien mir aber alles zu praxisfern, das war
nicht meine Welt», erinnert er sich und schmunzelt. Baumann wechselte an das damalige Technikum in Winterthur, hier
wurde er rasch heimisch.
Nicht vom Bürosessel aus
Stefan Baumann ist diplomierter Bauingenieur HTL. Seit 24 Jahren leitet er die Firma Josef Baumann Bau AG (JB Bau AG) federführend.
Der 54-jährige Altdorfer verfügt über grosse Erfahrung. Baumann sieht sich selber nicht einfach als Manager, der vom Bürosessel
aus dirigiert. Man trifft ihn sehr oft auch auf den Baustellen an. «Ich baue mit, wenn es sich ergibt», meint er mit einem
Schmunzeln. Baumann kennt sich dank seiner Ausbildung und seiner Erfahrung in allen Gebieten des Hoch- und Tiefbaus aus.
Vieles ist in seinem Unternehmen möglich: Wohnungs- und Industriebau, kundenspezifische Gesamtleistungen, Baugrubensicherungen,
Kundenarbeiten, aber auch als Logistikpartnerin oder als Ansprechpartnerin für energetische Fragen ist die JB Bau AG tätig.
Hauszeichen deutet auf Tradition
Die JB Bau AG, die seit bald 170 Jahren besteht (siehe Box), ist tief in Uri verwurzelt. Auf Tradition deutet das Logo respektive
Hauszeichen hin: Es knüpft an die Zeichen der Steinmetze an, die damit ihren letzten Schlag besiegelten.
«Im Baugewerbe ist das Umfeld rauer geworden», stellt Baumann fest. Man leidet unter Gehetze, kurzfristigen Forderungen und
Preisdruck. «Heute fallen vor allem möglichst niedrige Preise und ein unglaubliches Tempo ins Gewicht», so Stefan Baumann.
«Chedi»: Riesige Herausforderung
«Besonders interessant war für meine Leute der Rohbau des Hotels The Chedi in Andermatt», sagt Stefan Baumann. «Das Ganze war
aber auch eine riesige Herausforderung für unsere Logistiker. Zum ersten Mal in Uri wurden nicht weniger als sechs Baukräne durch
die Schöllenen nach Andermatt transportiert», erinnert er sich. «Die aufwendigen Transporte und der grosse Zeitdruck erforderten
zusammen mit anderen Partnern eine ausgeklügelte Koordination.» Zurzeit sind «ds Sepp Büümäs», wie die JB-Bau-AG-Leute im Volksmund
genannt werden, auf zehn Baustellen anzutreffen. «In der Vergangenheit konnten wir im Kanton höchst interessante Projekte
verwirklichen», freut sich Baumann. Er denkt dabei beispielsweise an das Haus für Kunst Uri, an die Therapiestelle des
Heilpädagogischen Zentrums, ans Kaufhaus Türmli oder an das Zieri-Haus. «Unser besonderes Angebot ist die Verbesserung der
Energieeffizienz von Gebäuden», betont Baumann. Es ist ein Arbeitsfeld, das ihn besonders freut: Gesamtbeurteilungen,
Wärmedämmsysteme, Beratung und eine grosse Auswahl an Sanierungssystemen. «Damit hat unsere Firma eine neue Nische gefunden.»
Baumann verfügt über spezialisierte und geschulte Equipen. Vor allem schätzt die Kundschaft die individuelle Beratung.
«Wir sind nicht nur an Grossbaustellen anzutreffen, wir nehmen auch kleinere Aufträge an», sagt der Bauunternehmer.
«Stillstand ist Rückschritt»
Für Baumann ist selbstverständlich, dass er viele seiner gut 40 Mitarbeiter persönlich kennt. Keinesfalls will er aber auf den
Lorbeeren seines Unternehmens ausruhen: «Jeder Stillstand ist ein Rückschritt», gibt er sich überzeugt.
Der Geschäftssitz der Josef Baumann AG befand sich bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im «Winkel» in Altdorf. Danach agierte
die Firma von ihrem Sitz an der Flüelerstrasse 12 in Altdorf aus. 2012 wurden mit den Büroräumlichkeiten und der Eröffnung des
neuen Werkhofs an der Bahnhofstrasse 14 in Flüelen die jetzigen Hauptsitze bezogen. Die Niederlassungen in Altdorf und Andermatt
demonstrieren Baumanns tiefe Verwurzelung im Urner Baumarkt.