«Des Urner täglich Brot»
Marco Hauger führt in der 4. Generation die traditionsreiche Bäckerei/Konditorei auf dem Gemeindhausplatz Altdorf.
Es gelang ihm, die Firma weiter auszubauen. Aber das stand nicht von Anfang an in den Sternen geschrieben.
Helen Busslinger-Simmen
Natürlich trieb sich Marco Hauger als Knirps in der Bäckerei herum und wusste schon als Dreijähriger, wie Brot hergestellt wird.
Zuerst hatte er aber anderes im Kopf: Er machte die Matura, studierte an der Hochschule St. Gallen Jus und arbeitete in verschiedenen
Grosskonzernen unter anderem auch in England. Dabei erlebte er, wie man sich als kleines Rädchen in einer Grossfirma fühlt.
Zurück zu den Wurzeln
Es war ein folgenschwerer, wenn nicht sogar feierlicher Moment, als er bei einem Besuch im Elternhaus dem Vater sagte: „Ich denke,
ich komme nach Hause.“ Als besonnener Urner fiel es Vater Hauger nicht ein, in lautstarke Euphorie auszubrechen. Indessen sagte
er zu Marco: „Dann wirst du Geschäftsführer.“ Franz Hauger, der das Geschäft von 1971 bis 2006 geführt hatte, war offensichtlich
glücklich über den Entschluss seines Sohnes.
Noch vor der Geschäftsübernahme tingelte Marco noch einen Monat in den USA herum. Zuhause wartete viel Arbeit auf ihn,
wurde doch bereits 1972 eine Filiale in Flüelen, 1996 in der Schmiedgasse und 2006 im „Urnertor“ errichtet. Vater
Franz Hauger übernimmt noch mit Genuss die Lieferungen nach Spiringen.
Fast siebzig Mitarbeitende
„In der Backstube arbeiten heute ein Chefbäcker und ein Chefkonditor; als Geschäftsleiter obliegen mir andere Aufgaben“, hält
Marco Hauger fest. Er befasst sich mit Personalführung, Organisation der Auslieferungen, technischen Neuerungen und deren
Betreuung, Finanzplanung, neuen Ideen - um nur einige Gebiete zu nennen. „Besonders schätze ich die Treue von langjährigen
Angestellten, die bis zu ihrer Pensionierung bei uns gearbeitet haben oder es noch tun“, freut sich Marco Hauger.
Marco Hauger war nach der Geschäftsübernahme schnell in seinem Element, und so eröffnete er in Spiringen und Erstfeld
zusätzliche Filialen. „Bei drei Filialen gehört zur Bäckerei noch ein Kaffeebetrieb, wie das heute oft üblich ist und auch geschätzt
wird“, bemerkt er.
Brot wird immer gegessen
Es ist für einen jungen Geschäftsführer ein grosses Plus, wenn seine Produkte nie aus der Mode kommen. „In Bezug auf das
tägliche Brot ist die Urner Bevölkerung eher konservativ und macht nicht jede Modeströmung mit“, schmunzelt Marco Hauger.
Die Frage nach typischen Hauger-Spezialitäten bringt ihn fast etwas in Verlegenheit. „Wir haben so vieles: Urner Krapfen und
Pasteten aller Sorten, Birnweggen, Linzertorten. Je nach Saison ändert die Nachfrage. Und unsere Crèmeschnitten bleiben ein Renner.“
Neben den Lieferungen in 8 Filialen zählen zu Haugers Kunden Hotels, Restaurants, Detailhändler und Altersheime. Für Marco
Hauger ist es wichtig, trotz vieler Büroarbeit mit Menschen aller Schichten in Kontakt zu bleiben. So übernimmt er jeweils montags
die Lieferungen und kommt damit auch mit Fragen an Ort und Stelle in Berührung.
Heimkehr als Glücksfall
Keinen Moment bereut es Marco Hauger, dass er das väterliche Geschäft übernommen hat. Zudem schätzt er den Kontakt
mit anderen Geschäftsleuten und ist als Präsident der Vereinigung „NEUES ALTDORF“ gut informiert. Noch ist er zu jung, und
bereits eine nächste Generation ins Auge zu fassen. Aber er sagt mit unerschütterlichem Optimismus: „Die Marke ‚Hauger’ hat Bestand!“.