Er gibt Schuh-Aschwanden ein ganz neues Gesicht
Peppi Aschwanden setzt auf «Bequemschuhe». Er weiss, was der «Hauser»-Brand verändert hat und wieso
es der Detailhandel schwer hat.
Helen Busslinger-Simmen
Peppi Aschwanden steht in seinem Geschäft an der Hellgasse 6 und strahlt: «Mich freut es, wenn ich Menschen mit Fussproblemen Hilfe leisten kann.»
Er hat seine Berufung gefunden und ist in der vierten Generation im Schuhgeschäft Aschwanden tätig. Sein Berufsweg war nicht von Anfang
an festgelegt. «Welcher Sechzehnjährige will schon unkritisch in die Fussstapfen seines Vaters treten?», fragt Peppi Aschwanden – mit spürbarem
Schalk im Gesicht. Natürlich habe er gemerkt, dass seine Eltern wünschten, dass er das traditionsreiche Geschäft weiterführen würde.
«Als einziger Sohn hatte ich solche Wünsche stets vage vor Augen», erzählt er. Aber eigentlich wollte er ja einmal als Grafiker arbeiten können.
Auf Umwegen ins Schuhgeschäft
An seine Altdorfer Schulkarriere denkt Peppi Aschwanden ungern zurück: Stillsitzen in Schulbänken war nicht seine Sache. Danach reiste er nach
Yverdon, absolvierte Lehren als Schuhverkäufer und Detaillist. Bei den «legèren Romands» fühlte er sich gut, obwohl er zu Beginn kein Wort
Französisch verstand. Er erinnert sich: «Wenn es ‹asseyez vous!› hiess, dann bin ich als Einziger stehen geblieben. Ich war ein Secondo.» Schon
damals zeigte sich aber sein gutes Feeling für die Schuhbranche: Er arbeitete nebenher bei einem Schuhmacher und verdiente dabei etwas
Sackgeld. Nach einem Sprachaufenthalt in Neuseeland trat er Ende 1978 ins elterliche Geschäft ein. 1989 starb Aschwandens Vater, und der
Junior übernahm zusammen mit seiner Mutter Rosemarie das Schuhgeschäft.
Geändertes Konsumverhalten
Ein grosser Einbruch fand im Altdorfer Detailhandel statt, als im Jahr 1995 das Warenhaus Hauser niederbrannte. Kundschaft aus dem
ganzen Kanton hatte bei Hauser alles für Haus und Garten, vom Nagel bis zu schönem Geschirr gefunden. Und dann kaufte man gleich noch
auf dem «Lehn» ein. «Jetzt änderten die Kunden nicht nur ihr Kaufverhalten, es entstanden auch ungezählte weitere Einkaufsgelegenheiten.
Vorbei waren die Zeiten, als man bei Abendspaziergängen in Altdorf die Schaufenster inspizierte und die eigenen Wünsche sortierte.»
Die wachsende Mobilität bescherte dem Detailhandel grosse Nachteile. Weil der Umsatz zurückging, verkaufte Peppi Aschwanden das
Geschäft der Schweizer Schuhgemeinschaft AG. Er musste dabei ein Konkurrenzverbot in Kauf nehmen. 2006 – nach der Schliessung
des «Get in», konnte Peppi Aschwanden sein jetziges Schuhgeschäft vis-à-vis des ehemaligen elterlichen Unternehmens eröffnen. Es gelang
ihm, der Firma Schuh-Aschwanden ein neues Gesicht zu geben: Er spezialisierte sich, tat sich mit einem Orthopäden zusammen
und entwickelte Fähigkeiten als versierter Berater.
Schon im elterlichen Geschäft hatte Aschwanden gern Ströber-Schuhe verkauft. Es war der Wunsch dieser Firma, in Altdorf diese Marke und
damit gutes, gesundes Schuhwerk zu verkaufen. Dank seines handwerklichen Geschicks konnte Aschwanden seinen Laden selber
einrichten. Seine Frau Heidi, die nebenan die Second-Hand-Damenmode am Dorfbach führt, ist ihm eine unersetzliche Hilfe.
Den Namen noch im Kopf
Da heute viele Leute Fussprobleme haben, sind «Bequemschuhe» ein Renner. Aschwanden weiss dank ständiger Weiterbildung heute
genau, wie man mit guten Schuhen Bewegungsabläufe verbessern kann. Er betont: «Viele sind sich nicht bewusst, wie wichtig die
Füsse für den ganzen Körper sind.» Heute sind Aschwandens Kunden Leute, die den Namen Schuh-Aschwanden noch im Kopf haben,
die froh sind um fachmännische Hilfe und «gut zu Fuss» sein möchten. Es sei heute nicht leicht, als Detaillist überleben zu können. Dazu hat
Aschwanden eine Philosophie: «Im Detailhandel muss man eigene Ideen verwirklichen und dafür wirtschaftliche Unsicherheiten in Kauf
nehmen. Man muss krampfen können.» Der Lohn wird nicht automatisch überwiesen, Ferien bedeuten Umsatzeinbussen.»
Aschwanden teilt eine Sorge
Ob sein Geschäft einmal weitergeführt wird, darüber mag sich Aschwanden noch nicht den Kopf zerbrechen: «Meine Tochter ist eine
engagierte Sportartikelverkäuferin mit einem Flair für den Verkauf», sagt er. Aschwanden wird den Wunsch seines Vaters, wie er ihn selber
erlebt hat, nicht auf seine Tochter übertragen. Aber solange er den Urnerinnen und Urnern gutes, gesundes Schuhwerk verkaufen kann, ist
seine Welt noch im Lot. Ausser: Eine Sorge, die er mit den Geschäftsführern auf dem Lehn teilt, das sind die fehlenden Parkplätze.