In Uri nicht wegzudenken

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Hotel Maderanertal

Magie des Hotels Maderanertal erhalten

Hotel Maderanertal in neuem Glanz

Das Hotel Maderanertal wechselte in den letzten Jahren mehrmals die Besitzer und war zeitweise unbewohnt. Familie Fedier hat die Gebäude sanft sanieren lassen und meldet einen Ansturm an Gästen.

Helen Busslinger-Simmen
Zuweilen muss der jetzige Besitzer des Hotels Maderanertal viele Leute, die im Hotel übernachten wollen abweisen. „Ich habe 32 Zimmer und ein Massenlager, im Restaurant haben 70 Personen Platz. Ich will das Hotel nicht überbelegen“, sagt Tobias Fedier. Der Ansturm an schönen Sommertagen ist gross. Weil man auch ein Taxi benützen darf, können auch Leute, nicht so gut zu Fuss sind, die einmalige Atmosphäre im Hotel und seiner Umgebung geniessen.

Sanfte Sanierung mit Tücken

Als die Familie Fedier im Jahr 1995 das Hotel kaufte, waren die Bauten mehr als renovierungsbedürftig. Zuerst wurden die Schindeldächer gemacht. „Schindeln sind teuer, aber Blech hätte nicht gepasst“, sagt Fedier. In den Bauten (Hotel und Dependance) kommen immer mehr Schäden und Lücken ans Licht. Alles wurde und wird weiter sanft saniert: Die Gartenwirtschaft, der Innenhof, dazu sanitäre Einrichtungen, Elektro-Installationen, Brandschutz, Böden, Wände und Decken. Gerade bei der Sanierung der Böden zeigt sich das gute Gespür, das Fedier hat. Er liess Novylon rausreissen und setzte auf die schönen Holzböden, die den Zimmern ihr eigenes Gepräge geben.

„Die Sanierung wird nie ganz fertig sein“, sagt Fedier, der die Bedürfnisse seiner Gäste kennt und Etagenduschen einbauen liess. Hätte er die Zimmer mit Duschen versehen, wäre es ein grosser Umbau geworden, der Charme des Hotels aus der Jahrhundertwende wäre verloren gewesen.

Magische Landschaft

Wer vom Tal aufsteigt, sieht bei der Stössi-Alp auf einem Felsthron über dem Wald das Hotel, -. es steht wie ein Schloss mitten in der Alpen- und Gletscherwelt. Wenn man den Blick auf den Bristen und den Fleckistock schweifen lässt, das eigenartige Licht beobachtet, die Härte der Felsschrunden mit den sanft fliessenden Wasserfällen sieht, verspürt man eine eigenartige Ruhe. „Wir sind nicht mit den Bergschuhen über die Treppen gepoltert, sondern plötzlich leise aufgetreten – die Ruhe hat sich auf uns übertragen, sagt ein junges Ehepaar aus Zürich, das hier eine kurze Auszeit nimmt.

Es lohnt sich, im Hotel zu übernachten. Vor dem Einschlafen sieht man den „Bristen“ in seiner ganzen Erhabenheit. Das Rauschen des Chärstelen-Baches und das Herdengeläute in der Ferne tönen wie Musik. Da wird jeder gehetzte und überlastete Mensch plötzlich ruhig. Zur Atmosphäre trägt die Einfachheit des Zimmers bei, das im ursprünglichen Stil der Jahrhundertwende belassen wurde.

Gäste aus aller Welt

Als vor gut Hundert Jahren die Engländer und Unterländer die Berge entdeckten, wurde 1864 dieses Hotel gebaut. Berühmte Persönlichkeiten und Bergfreunde aus den Städten pilgerten ins Hotel, das damals „Zum schweizerischen Alpenclub“ hiess. Bald wurden eine Dependance, ein weiterer Neubau und eine Kapelle errichtet. Das Hotel brauchte Arbeitsmöglichkeiten und Verdienst ins Maderanertal.

Jetzt geht der Aufschwung unter der Leitung der Familie Fedier weiter. SAC-Hüttenfreunde und Bergsteiger wandern zu Clubhütten und Gipfeln in erreichbarer Nähe. Die Tagestouristen wollen in dieser wild-romantischen Gegend mindestens einige Atemzüge nehmen, und Schauen und Staunen kann man stundenlang. Im Hotelsaal werden Geburtstage und Hochzeiten gefeiert. Kürzlich entdeckte ein Brautpaar aus Bayern das Maderanertal und heiratete im Hotel.

Ein Leben fürs Hotel

Die Familie Fedier ist mit Leib und Seele mit dem Hotel verbunden. „Ich bin schon als Bub hier ein- und ausgegangen“, sagt Tobias Fedier. Seine Mutter, Anna Fedier, ist seit ihrer Jugend eine wichtige Person im Hotelbetrieb. So ist ihr Sohn langsam da hineingewachsen und macht alles „mit Herzblut“, wie er zugibt. Dass er einen Sinn für Ästhetik, einen wachen Verstand und geschickte Hände hat, ist sein Vorteil.

Das Hotel ist vom Juni bis zum Oktober geöffnet. Aber Fedier hat schon vor der Eröffnung alle Hände voll zu tun, bis die Bauten bezugsbereit sind. Wenn er das Hotel schliesst, bleiben noch gut und gern zwei Monate Arbeit. Bei starkem Ansturm kann er auf Bekannte und Verwandte zählen, die im Hotel aushelfen, wenn es nötig ist.

„Was machen Sie im Winter?“ wird er von Gästen oft gefragt. Fedier wohnt mit seiner Frau Patrizia und dem neunjährigen Tobias in Bristen. Er hat eine kleine Schreinerei und repariert alles, was er flicken kann. Zusätzlich findet er als gelernter Automechaniker Arbeit bei Freunden und Bekannten, bis er im Mai wieder ins Hotel zurückkehrt. Auch im Winter begibt er sich mit Schneeschuhen oder Skiern jeden Monat ins Hotel, um zum Rechten zu sehen.