Alpinwanderungen

"Es ist unter Alpinisten üblich, dass man einen Berg nur einmal besteigt und dann gewissermassen abhakt; war man oben, braucht man ihn kein zweites Mal zu besteigen. Lieber 'macht' man später einen Gipfel, den man von dort aus gesehen hat, den Tödi, den Selbsanft oder den Bifertenstock. Gründe, ein zweites Mal auf einen Gipfel zu gehen, sind: Man wählt eine andere Route, den Ostgrat oder die Traversierung über die Südrippe, oder man möchte den Berggipfel jemandem zeigen, man geht also als Führer, oder, eher seltener, der Gipfel ist aus irgendeinem Grund zum Hausberg geworden, den man immer wieder besucht. Keiner dieser drei Gründe trifft auf mich und den Glärnisch zu. Ich habe ihn vor knapp dreissig Jahren bestiegen und war seither nicht mehr oben..."

Ausschnitt aus "Ein grosses weisses Auge" von Franz Hohler.

Aus "Über alle Berge, Geschichten vom Wandern", herausgegeben von Emil Zopfi im Unionverlag.