Wo die Liebe hinfällt

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Hochzeitsfest durch und durch italienisch

Hochzeitsfest - durch und durch italienisch

Unsere Liebesgeschichte

Helen Busslinger-Simmen
Wir trafen einander zum ersten Mal in einer Clique in den Ferien in Italien. Die Aufmerksamkeit, die wir einander gaben, war zu Beginn ungleichmässig verteilt: ER hatte sofort ein Auge auf die Schlieremerin geworfen, SIE verhielt sich abwartend. Wir waren beide aber froh, einander bei einem spontanen Geburtstagsapéro näher kennen lernen zu können. Der Liebespfeil hat uns getroffen, unwiderruflich, und so total, dass wir beide schon bald wussten: Wir bleiben zusammen, wie auch immer. Die Gewissheit war so gross, dass kein eigentlicher Heiratsantrag nötig war.

Für uns änderte sich schlagartig das ganze Leben, und zwar grundlegend. SIE hatte eine Stelle als Dentalgehilfin in Schlieren, ER wollte eigentlich weiter als gelernter Elektromechaniker in Italien arbeiten. Es gab lange Diskussionen, ob nun Italien oder die Schweiz für uns der Wohnort sein sollte. Wir entschlossen uns für die Schweiz, - für Schlieren. Nicht zuletzt auch deswegen, weil hier Elektromechaniker gesucht wurden und rasch eine Stelle in Aussicht war.

Unser Hochzeitsfest war durch und durch italienisch und nach Ansicht aller Beteiligten ein „coup de foudre“. Wir hatten prächtiges Wetter, eine prächtige Kulisse, alle waren von Kopf bis Fuss neu eingekleidet. Es gab einen feierlichen Gottesdienst in der Dorfkirche und ein grandioses Fest in einem Hotel am Meer. Und Emotionen in Fülle! Wir staunen heute noch darüber, dass die sonst so gelassene Braut in der Kirche Tränen ausbrach, so intensiv, dass der Brautvater zu Hilfe eilen wollte.

Es freut uns jetzt noch, dass wir die Hochzeit inmitten unserer grossen Familie feiern konnten. Die drei Brüder (oder je nach Standpunkt die Schwäger) übertrafen sich selbst, erfanden lustige Geschichten und Einlagen, machten Musik, spielten Sketches, es gab Musik und Tanz. Etwas Fröhliches uns Unbekümmertes lag über unserem Fest.

Die Sehnsucht nach Italien bleibt. Wir sind hier, weil es Arbeit hat, aber wir träumen auch von Italien. Und wir träumen von besseren Aufstiegs- und Lebensmöglichkeiten. SIE kann wegen zu teuren Kinderkrippen nicht als Dentalassistentin arbeiten, ER hat bisher beruflich nicht jene Stelle erhalten, die ihm neue Möglichkeiten eröffnet und ihm wirklich entspricht. Aber als unverbesserliche Optimisten sind wir zuversichtlich, dass sich die Dinge gut entwickeln.

Nachdem wir zuerst in Schlieren die Zweisamkeit genossen und jene Reisen gemacht haben, von denen wir schon immer geträumt hatten, etwa nach Paris und zu den Malediven, freuten wir uns auf unser erstes Kind. Heute ist der ein Jahr alte Bruno unser Sonnenschein. Ein Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die Eltern in Italien leben, dass wir dort ein schönes eigenes Haus haben, das wir nur in den Ferien benützen können.

Caterina und Vincenzo Varrese