Spannendes aus dem Limmattal

Folgende Porträts erschienen
im Limmattaler Tagblatt:
Silvester im Kloste Fahr

Kein Platz frei an der Silvesterfeier im Fahr

Unterengstringen Silvesterfeier im Kloster Fahr hat Tradition

Die Benediktinerinnen des Klosters Fahr öffneten Tür und Tor für eine stimmungsvolle Silvesternacht, für eine Nacht der Musik und Besinnung.

Helen Busslinger-Simmen
Zum sechsten Mal fanden sich rund 250 Gäste ins Kloster Fahr ein, um mit Musik und Lesungen die Silvesternacht zu feiern. In dieser regnerischen Nacht pilgerten die einen wegen dem musikalischen Programm des Schweizer Oktetts ins Fahr, andere wegen der aussergewöhnlichen Stimmung in der Klosterkirche, wieder andere wollten die Dichterin Silja Walter hören. Der so genannte „musikalisch-besinnliche Jahreswechsel“ bedeutete eine Stunde Innehalten, bereichert durch Musik und Sprachkunst.

Aus dem Alltag rausgerissen

Die magische Stunde bis Mitternacht gehörte ganz dem Schweizer Oktett, das in der Musikszene einen ausgezeichneten Ruf hat. Dabei vergass man den Alltag. Die sechzig Minuten, welche die Interpretation des Schubert-Oktetts in Anspruch nahm, hatten eine ganz andere Qualität als eine Stunde unseres alltäglichen Lebens.

Vorwärts drängend ertönte der erste Satz des Schubert-Oktetts, die Rhythmen trieben weiter, pausenlos, gefolgt von einem Melodienreigen und einem aufbrausenden Allegro-Vivace-Tanz. Im vierten Satz wurde ein elegant-tänzerisches Thema nicht weniger als sieben Mal variiert. Dass die Mitglieder des Oktetts dieses Werk gern spielten, sah man auf den ersten Blick und hörte man beim ersten Ton. Denn mit diesem Oktett hatte ihr Zusammenspiel begonnen, das Schubert-Stück war nicht weniger als die Gründungsidee.

Das Oktett war mit Jens Lohmann und Lisa Harringer, Violinen, Michel Willa, Viola, Jonas Iten, Violoncello, Gallus Burkard, Kontrabass, Florian Walser, Klarinette, Matthias Bühlmann, Fagott und Lorenz Raths, Horn, in Originalbesetzung zu hören

Momente der Stille

Als das Oktett in F-Dur von Franz Schubert verklungen war, ertönte nach altem Brauch zuerst die Klosterglocke, dann wartete man einige Minuten lang auf den Glockenschlag zum Jahreswechsel. Diese wenigen Minuten waren Momente vollkommener Stille. Nichts war zu hören, niemand bewegte sich. Es war keine peinliche Leere, noch viel weniger waren Ungeduld oder Nervosität zu spüren. Der ruhige Moment war gefüllt, denn die Schubertmelodien, die Klarinetten- und Horntöne und die Bassgeigenzupfer waren noch frisch im Gedächtnis.

Es ist zu vermuten, dass gerade wegen solchen überraschenden Augenblicken die Gäste die Silvesternacht im Kloster verbringen wollen. Etwas Mühe und Aufwand ist damit verbunden: Man muss vom Familientisch und dem privaten Silvesterfest weggehen, die eigenen Gäste zuhause ihrem Schicksal überlassen, man hat eine Stunde vor Beginn in der Klosterkirche zu sein, um einen guten Platz zu erhalten. Denn die Kirche ist ja kein Konzertsaal, ganz zuhinderst bekommte man vom Geschehen im Chor der Kirche nicht mehr viel mit.

Stimme aus dem Kloster

Wenn Silja Walter in der Silvesternacht nicht aus ihrem umfangreichen Werk lesen würde, würde eine tragende Stimme fehlen. Die Gäste genossen die starken Sprachbilder, die oft nicht auf Anhieb zu verstehen sind, aber wie Musik klingen, die man auch nicht immer auf Anhieb versteht. Silja Walter wies in ihren Gedichten, die das Kirchenjahr nachzeichnen, auf das kommende Jahr hin. Die Texte beschrieben, wie ein Jahr gezeichnet sein kann von Vertrauen und Annahme dessen, was gerade geschieht. – Nach der Feier in der Kirche trafen sich die Gäste im Kloster, um auf das neue Jahr anzustossen und den Benediktinerinnen für ihre Gastfreundschaft zu danken.