Spannendes aus dem Limmattal

Folgende Porträts erschienen
im Limmattaler Tagblatt:
Keine Bücher für Frauen

Keine Bücher, kein Studium für Frauen

Schlieren Kulturkommission lädt zur ersten „Mäntig-Lesung“ ein

Brigitte Klaas, die Autorin des Buches „Hochsaison in Sils-Maria“ erzählte die Lebensgeschichte der Schweizerin Meta von Salis (1855-1929). Wichtig war die Begegnung mit dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche.

Helen Busslinger-Simmen
Als Brigitte Kaas aus der Kindheit der ersten schweizerischen Historikerin berichtete, war in der Stadtbibliothek Betroffenheit zu spüren. Die Schilderung der beschränkten Lebensmöglichkeiten der Frauen in den Jahren 1850 bis 1930 machte Eindruck. Brigitte Kaas schilderte, welch despotischen Vater Meta von Salis hatte: Er verbot seiner Frau das Lesen von Büchern und lange Zeit auch die Bündner Zeitung. Für den Vater war es ein grosses Unglück, dass Meta von Salis ein Mädchen war, auch ihr waren Bücher verboten. Allerdings hielt sie sich gemäss den Recherchen der Autorin nicht an diese Regel.

Brigitte Kaas berichtete, wie die neunzehnjährige Meta von Salis aus dem „Gefängnis ihrer Familie“ flüchtete und als Erzieherin arbeitete. Welchen Sinn sie ihrem Leben geben könnte, wurde ihr erst nach einiger Zeit klar: Sie wollte unabhängig bleiben und für die Rechte der Frauen einstehen. Bei ihren Reisen gewann sie einen Freundeskreis, mit dem sie ihe Fragen besprechen konnte.

Studium an der Universität Zürich fiel schwer

Beim Studienbeginn von Meta von Salis, im Jahr 1883, mussten studierende Frauen mit Hohn und Spott rechnen. Wenn eine Studentin ein Zimmer suchte, war es besser, das Studium zu verheimlichen. Der Besuch von Restaurants galt als unfein, sodass die Studentinnen einen eigenen Mittagstisch gründen mussten. Meta von Salis sah sich selbst als Pionierin an der philosophischen Fakultät, wo sie 1887 promovierte.

Nach den Ausführungen der Autorin hat sich Meta von Salis gegen die Diskriminierungen der Studentinnen gewehrt: Sie nahm in der „Thurgauer Zeitung“ den damaligen schlechten Umgang mit studierenden Frauen aufs Korn und beschreibt dabei, wie Studentinnen „jeden Fussbreit Boden erkämpfen mussten.“

Begegnung mit Nietzsche

In den Ferien in Sils-Maria trafen Meta von Salis und Friedrich Nietzsche aufeinander. Es begann eine intensive Freundschaft, die beiden philosophierten auf langen Spaziergängen und machten Ausflüge. Meta von Salis übernahm bei Fahrten über den Silsersee gern die Ruder, was damals als unschicklich galt. Die Schweizerin war von den Ideen des Deutschen Philosophen angetan, sie war dem anspruchsvollen Dialog gewachsen, es entwickelte sich eine platonische Freundschaft.

Im Briefwechsel, der zwischen Meta von Salis und Nietzsche entstand, diskutierten die beiden philosophische Fragen, sie waren durchaus nicht immer gleicher Meinung. Die Freundschaft mit Nietzsche war es, die Meta von Salis bewog, ein Haus in Weimar zu kaufen – es wurde das weltweit bekannt Nietzsche-Archiv. Bis zu seinem Tod blieb Meta von Salis ihrem Gesprächspartner treu und veröffentlichte einige seiner Bücher.

Dass sich die rund 40 Interessierten in der Frauengeschichte auskennen, , zeigten ihre Fragen und Bemerkungen. So wussten einige, dass Meta von Salis wegen der Intrige eines Staatsangestellten ins Gefängnis kam. So war man beim anschliessenden Apéro um Gesprächsstoff nicht verlegen.