Spannendes aus dem Limmattal

Folgende Porträts erschienen
im Limmattaler Tagblatt:
Der andere Bruno Weber

Wenn Kunst zum Volk kommt

Dietikon Eröffnung des "Bruno-Weber-Weges"

Neu sind an Strassen und bei Gebüschen in Dietikon Bruno Webers Figuren ausgestellt. Sie bilden den "Bruno-Weber-Weg".

Helen Busslinger-Simmen
Hunderte von Interessierten machten bei der Eröffnung des "Bruno-Weber-Weges" mit und begingen ihn vom Bahnhof bis zum Skulpturenpark. Auch in Spreitenbach hatte man sich auf den Weg gemacht. Im Skulpturenpark gabs ein Volksfest.

Jetzt sind sie mitten unter uns, die Bruno-Weber-Figuren. Grossäugig blicken sie von Mauern herunter, hocken wie dicke Frösche in einer Ecke, recken lange Hälse über dem Gewimmel der Stadt oder kauern halb versteckt im Gebüsch. Wer aufmerksam durch Dietikon geht, dem fallen die Fantasiefiguren auf: Man ist irritiert oder lächelt, etwa über den Koloss an der Zelglibrücke, über märchenhafte Schnecken, Eulen und Fabelwesen. Einige Skulpturen sind so gut in der Umgebung platziert, dass es scheint, sie seien schon immer da gewesen, andere sorgen für Überraschung und geben Einblick in eine fremde und fantastische Welt.

Stolz auf Bruno Weber

Bei seiner Ansprache auf dem Bahnhofplatz betonte Stadtpräsident Otto Müller, dass Dietikon stolz sei auf den international bekannten Künstler, der 75 Jahre alt geworden ist: „Wir bewundern seine Fantasie, seine Schaffenskraft und seine Bescheidenheit.“ Jeanne Pestalozzi, Präsidentin des Vereins „Bruno-Weber-Weg“, bemerkte: „Unsere Stadt wird durch die Skulpturen aufgewertet und erhält jetzt zweifelsohne mehr Beachtung.“

Pestalozzi lobte den Kunstsinn des Stadtrates und wies auf die Grosszügigkeit der Sponsoren hin, die es möglich machte, Skulpturen in Dietikon und Spreitenbach aufzustellen. Nach den Ansprachen von Müller und Pestalozzi und einem von der Stadt spendierten Apéro führte ein Geiger den langen Zug von Kunstinteressierten und Neugierigen an. Es ging in einem stündigen Marsch vom Bahnhof zum Skulpturenpark.

Überraschungen auf dem Weg

Das schöne Wetter hatte ganze Familien hinter dem Ofen hervorgelockt. Auf dem Weg wurde man regelrecht verwöhnt, mit Äpfeln zur Stärkung, mit Theaterspektakel und musikalischen Darbietungen. Da enthüllte Roberto Brioschi mit viel Dramatik und Stimmgewalt das Kunstwerk auf dem Kirchplatz, Rolf Imbach sorgte auf dem Kronenplatz für Gelächter, beim Färberhüüsli spielte das Echo vom Egelsee.

Gemeinderat Samuel Spahn liess an einem lauschigen Platz bei der Reppisch das Saxophon erklingen, und eine Gruppe Kinder empfing die lange Prozession mit Flötenmusik. Solch stimmungsvolle Darbietungen von Hobbykünstlern und Idealisten hatte wohl niemand erwartet. Mit überraschenden Klängen im Ohr und Fabelwesen vor den Augen genoss man mitten in der Stadt Momente der Poesie.

Einbruch der Fantasie in die reale Welt

Bevor das Volksfest im Skulpturenpark begann, gratulierte Regierungsrat Markus Notter dem berühmten Dietiker Künstler. Halb versteckt und kaum wahr genommen habe Bruno Weber mit seinem Gesamtkunstwerk begonnen. Es sei der „Weisheit der Behörden“ zu verdanken, dass heute alles rund um Skulpturenpark gesetzlich geregelt sei und seine Richtigkeit habe.

Notter sprach vom Schweizer Dichter Max Frisch, der im Zusammenhang mit Kunst auf die „hellen und dunklen Kontinente der eigenen Seele“ hingewiesen hat. Helles und Dunkles werde auch von Bruno Webers Kunstwerken verkörpert, von den Fabelwesen, Fratzengestalten und Tiermenschen. Gemäss Notters Überlegungen weist Bruno Weber auf Abenteuer hin, die jedem zugänglich sind, weil sie - oft gut genug verborgen - in uns selbst stecken.

Notter gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass mit den Skulpturen etwas Abenteuerliches in der Stadt Einzug halte. Hans Ulrich Glarner, Chef der Abteilung Kultur des Kantons Aargau, lobte die Zusammenarbeit von Dietikon und Spreitenbach.

Volksfest mit Charme

Jazssängerin Marianne Racine sorgte mit ihren suggestiven Songs für jene verspielte Leichtigkeit, die das Fest in Schwung brachte, und dank dem 11er-Club musste niemand Hunger und Durst leiden. Dass sich der Skulpturenpark ausgezeichnet für ein Fest eignet, haben schon viele entdeckt und hier Geburtstag gefeiert oder Firmenanlässe durchgeführt. Am Festtag konnten alle Gäste, vom Achtjährigen bis zum Achtzigjährigen, die Schönheit des Gartens geniessen, die Skulpturen betrachten und durch den Park lustwandeln.