Menschen an der Arbeit

Folgende Porträts erschienen in
Wir Kaufleute bzw.
im Limmattaler Tagblatt (*)
bzw. im Stadtanzeiger der Stadt Dietikon (**)
Gisela Schöpflin

Mit Zahlen jonglieren und in zwei Welten balancieren

Gisela Schöpflin arbeitet als Betriebsökonomin in der Stadtverwaltung und ist im Vorstand KVZ für die Finanzen zuständig. Geschickt bewegt sie sich in der Welt der Zahlen. Und nicht weniger engagiert in der Welt ihrer vierköpfigen Familie.

Helen Busslinger-Simmen
Ihr Arbeitsfeld sind Zahlen, Budgets, Abrechnungen, Buchhaltung. Und dies erst noch im komplizierten Bereich von Immobilien. Gisela Schöpflin ist Leiterin Finanz- und Rechnungswesen und Controlling in der Immobilien-Bewirtschaftung der Stadt Zürich. Sie sagt: „Immobilien für die Stadt Zürich unerlässliche Betriebsmittel. Einerseits verursachen sie Kosten, andererseits sind es Vermögenswerte, die wir gut pflegen, um einen möglichst grossen Nutzen für die Stadt zu schaffen.“

Jonglage mit Zahlen

In der Immobilien-Bewirtschaftung geht es um ein 270 Millionen Budget in der Investitionsrechnung, um 124 Millionen Sachbudget in der Laufenden Rechnung. „Meine Arbeit ist kopflastig“, gibt Gisela Schöpflin zu und betont, dass es ja immer auch um die Gestaltung der Stadt geht, dass die Sicherung der Bausubstanz und der Aufbau einer Stadt sehr spannend sind. Gern leistet sie dabei ihren Beitrag.

So jongliert die diplomierte Ökonomin FH mit Zahlen, schaut konzentriert in die Bücher, studiert Budgets und Abschlüsse, kümmert sich um Controlling. Mit 6 Mitarbeitenden muss sie die Finanzen von Hunderten von Bauten, Um- und Neubauten der Stadt im Griff haben. Dass Frauen kein Feeling haben für Finanzfragen, ist inzwischen ein Ammenmärchen. Mehr noch: Wenn Frauen beginnen, die Finanzfragen zu durchschauen, bekommen sie Spass daran.

Zwei Welten

Als Abteilungsleiterin muss Gisela Schöpflin auch Führungsaufgaben übernehmen. „Nicht immer einfach, - als Frau“, sagt sie und denkt laut darüber nach, ob es ihr viel ausmacht, energisch und fordernd aufzutreten. Es macht ihr nicht viel aus, denn es gehört dazu. „Aber Männern fällt es leichter“, lächelt sie. Eigentlich sei sie auch in Sprachen gut, hat sich aber als Überzeugung für Ökonomie entschieden.

Neben der Welt der Zahlen und der Fakten lebt sie noch in der ganz anderen Welt, in der Welt ihrer Familie, in der man eine andere Sprache spricht. Sie geniesst es, mit den Kindern zusammen zu sein. Die zweifache Mutter sieht mit einigem Erstaunen, dass sie ziemlich viel Geduld hat, obwohl der Wechsel von der Arbeitswelt in die Welt der Kinder oft ziemlich abrupt ist und Flexibilität verlangt.

Nie weg vom Fenster

Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass es schwierig ist, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Gisela Schöpflin hat von der fortschrittlichen Lösung des Mutterschaftsurlaubs der Stadt profitiert. Für die Kinderbetreuung hat sie gute Lösungen gefunden. Ihr Mann hat es fertig gebracht, 40 Prozent zu arbeiten, owohl dies in Handwerksbetrieben schwierig ist; ihre Mutter übernimmt Betreuungsaufgaben.

„Eltern müssen viel Fantasie entwickeln, wenn sie Kinder und Beruf auf einen Nenner bringen wollen“, stellt Gisela Schöpflin fest. „Natürlich bleibt neben Beruf und Familie keine Zeit für Hobbys“, fügt sie bei. Nur zu gut weiss sie, dass man als Fachfrau heute schon nach einem kurzen Unterbruch von einigen Jahren weg vom Fenster ist. Nicht zuletzt wegen der rasant fortschreitenden Entwicklung im Informatikbereich.

Kampf für bessere Arbeitsbedingungen

Ihre Tätigkeit im Vorstand KVZ sieht Gisela Schöpflin als soziales Engagement an. Auch hier hat sie mit Zahlen zu tun, natürlich in einem kleineren Rahmen. Sie ist Finanzdelegierte, kontrolliert Jahresabschluss und Budget und steht an der Generalversammlung Red und Antwort. Für sie ist es eine durch und durch erfreuliche Sache, Bedingungen in der Arbeitswelt neu zu überdenken, Neues zu erfinden, Honorare und Lohnfragen zu überprüfen und dabei etwas für andere zu tun.