Urner Familienunternehmen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Die Bäcker liefern Pasteten sogar nach Japan

Die Beck Uri AG hält an alten Traditionen fest. Sie produziert Spezialitäten, die bei der Urner Bevölkerung seit Generationen beliebt sind.

Helen Busslinger-Simmen
Zwei Urner Unternehmer hatten beim Kaffeetrinken eine zündende Idee. Lukas Tresch und Bernhard Rösing beschlossen, sich zusammenzuschliessen. So entstand der Betrieb Beck Uri AG. Die beiden Unternehmer verfolgen ein gemeinsames Ziel; sie wollen wachsende Nachfrage nach speziellen Produkten aus Urner Backstuben sichern.

141-jähriger Familienbetrieb

1873 haben Johann und Johanna Tresch die erste Bäckerei in Amsteg eröffnet. Seither können die Amsteger im eigenen Dorf Brot kaufen. Knapp 50 Jahre später führten Gustav und Veronika Tresch die Tradition weiter. Wegen des frühen Tods des Vaters übernahm dann der kaum 20-jährige Sohn Josef später mit seiner Frau Maria – den Betrieb. Mit Elan bauten sie eine neue Bäckerei und steigerten fortan die Produktion.

Bald war «Beck Tresch» eine bekannte Marke im Kanton und darüber hinaus. Wer ins Café eintrat, war von besonderen Düften umgeben, vom Geruch nach gebackenem Brot und Pasteten. Feinste Nussgipfel, «Biiräweggä» und andere Süssigkeiten machten die Kunden gluschtig. 1970 übernahmen Otto und Ruth Tresch den Betrieb. Seit 2002 leitet Neffe Lukas Tresch die Bäckerei.

Harte Zeiten für Kleinbetriebe

Aber heute werden der administrative Aufwand und die Produktion, die 365 Tage jährlich in Anspruch nehmen, für Kleinbetriebe immer schwieriger. Der Zufall wollte es, dass in Erstfeld im Jahr 1991 Bernhard Rösing den Betrieb seines Vaters, der im Jahr 1963 gegründet worden war, übernahm. Es drängte sich auf, dass sich die zwei Bäcker Rösing und Tresch zusammenschlossen. So entstand die Firma Beck Uri AG. Der Produktionsstandort wurde nach Erstfeld verlegt.

Im November 2012 übernahm dann die Beck Uri AG die «Ürnerbrotstubä» in Altdorf. Die Namen der beiden Läden in Amsteg und Erstfeld wurden beibehalten. Nun war der Weg frei für Traditionen, die weiter bestehen und eine grosse Kundschaft erfreuen: mit dem täglichen Brot, mit Desserts, Süssigkeiten und Leckereien. «Sehr beliebt sind unsere Zigerkrapfen, eine Urner Spezialität, die man sonst nirgends findet und auf die wir schon etwas stolz sind. Auch Schwarzwäldertorten werden bei uns gern gekauft», sagt Bernhard Rösing.

Jeder hat sein eigenes Rezept

Wie in allen Urner Bäckereien werden bei Beck Uri AG gerne Urner Pasteten erworben. Dieses einheimische Gebäck hat eine spezielle Geschichte. Die Paste­ten wurden früher von den Hausfrauen selber hergestellt und waren ein beliebter Energiespender. «Jede Bäckerei hat ihr eigenes Rezept, die Kunden wissen genau, welche Pastete sie wollen», sagen Tresch und Rösing. Von Amsteg aus werden Urner Pasteten überallhin als Geschenk verschickt. «Eine Lieferung ging sogar nach Japan, das Porto war fünfmal teurer als die Pastete», berichtet Tresch.

Der Tag beginnt um Mitternacht

Die Bäcker Lukas Tresch und Bernhard Rösing bieten natürlich noch andere Leckerbissen an. Die «Büräbiiräweggä» werden aus dem Mürbeteil der Urner Pastete hergestellt, die Füllung macht den Weggen saftig. Es werden auch die originellen «Uristierli» mit dem Kantonswappen produziert. Backen ist somit eine kreative und genussvolle Tätigkeit.

Etwas Besonderes sind die Arbeitszeiten der Bäcker. Für Tresch und Rö­sing beginnt die Arbeit um Mitternacht und endet am Mittag. Das kann zuweilen hart sein, aber die beiden Unternehmer nehmen es in Kauf. Denn viele Urner schätzen ihre traditionellen Bäckereiprodukte das ganze Jahr über.