Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Hugo Kayser

«Das Sawiris-Projekt wird Uri sicher beleben»

Der Nidwaldner Landammann Hugo Kayser schätzt Uri - politisch und auch privat. Sorgen macht ihm aber der Finanzausgleich. Uri sei ein Kanton, der zielgerichtet seine Aufgaben erledige und dabei seiner Identität treu bleibe, findet der Nidwaldner Landammann Hugo Kayser. Für ihn bringen Politik und Bevölkerung des Gotthardkantons das Kunststück fertig, gleichzeitig der Welt zugewandt und introvertiert zu sein.

Helen Busslinger-Simmen

Hugo Kayser, wie nehmen Sie die Veränderungen im Nachbarkanton Uri wahr?

Hugo Kayser: Von aussen gesehen wird der sogenannte Aufbruch in Uri gern mit dem Sawiris-Projekt in Verbindung gebracht. Für mich ist aber der Mut, als Kleinkanton eine selbstbewusste Politik zu betreiben und dabei weltoffen zu sein, mindestens so wichtig wie ein bauliches Grossprojekt. Das Projekt in Andermatt wird Uri wirtschaftlich sicher beleben. Ob es den Kanton aber verändert und einen tief greifenden Umbruch bringt, wird erst die Zukunft zeigen.

Welche Kontaktpunkte gibt es zwischen Nidwalden und Uri?

Kayser: Besonders im Gebiet Emmetten-Seelisberg pflegt Nidwalden eine enge Zusammenarbeit mit Uri, vor allem in den Bereichen Schulen, Spital und Heime sowie im Tourismus. Auch auf Regierungsebene haben wir engen Kontakt. Die Zusammenarbeit ist unkompliziert und findet auf einer kollegialen und vertrauensvollen Basis statt.

Welche Unterschiede zwischen den beiden Kantonen sind trotz ähnlicher Mundart offensichtlich?

Kayser: Den grössten Unterschied macht die Lage aus. Während Uri als Bergkanton wahrgenommen wird, ist Nidwalden dank der Nähe zu Luzern und Zürich, aber auch wegen seiner schönen Lage zwischen Vierwaldstättersee und den Voralpen ein attraktiver Wohn- und Zuzugskanton. Dies wirkt sich auch auf die Zusammensetzung der Bevölkerung aus.

Was gefällt Ihnen an Uri?

Kayser: Die wilde und unverbrauchte Landschaft - vor allem in den Seitentälern. Beeindruckt bin ich auch von der offenen und ehrlichen Art der Urner. Man findet rasch ins Gespräch.

Waren Sie schon einmal an einem Kulturanlass in Uri?

Kayser: Selbstverständlich habe ich die Tellspiele in Altdorf gesehen. In den vergangenen Jahren war ich zudem regelmässiger und begeisterter Besucher des Musikfestivals Alpentöne. Persönlich bedeutet mir das Urnerland auch als Skitouren- und Wandergebiet viel. Die Skitour auf das Müeterlishorn im Göscheneralptal ist oft mein Saisonabschluss.

Welche Probleme beschäftigen Sie als Landammann am meisten?

Kayser: In Bezug auf den Kanton Uri hat der zweite Autobahntunnel am Gotthard für Nidwalden wegen des möglichen Mehrverkehrs eine grosse Bedeutung. Daneben machen uns, ähnlich wie in anderen Zentralschweizer Kantonen, die zunehmenden Leistungen an den Finanzausgleich Sorgen. Nidwalden zahlt pro Einwohner und Jahr rund 350 Franken an den Finanzausgleich. Uri erhält pro Einwohner über 2400 Franken.

Könnten Sie sich vorstellen, im Nachbarkanton zu leben, oder bringt man Sie aus Nidwalden nicht mehr weg?

Kayser: Nidwalden ist meine Heimat und wegen der offenen Landschaft und der zentralen Lage ein idealer Wohnort. Ich bleibe zwar in Nidwalden, schätze es aber, möglichst oft in den schönen Urner Bergen oder bei «Alpentöne» mit Urnerinnen und Urnern ins Gespräch zu kommen.