Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Christophe Darbellay

«Leben auf dem Land ist bescheidener, aber viel schöner»

Der Präsident der CVP Schweiz, Nationalrat Christophe Darbellay, schätzt die ehrliche und «fadegrade» Art der Urner Politiker - und nicht nur das.

Helen Busslinger-Simmen

Christophe Darbellay, waren Sie eigentlich schon oft im Nachbarkanton Uri?

Christophe Darbellay: Das erste Mal war ich als Kind in Altdorf. Ich unternahm in den Sommerferien zusammen mit meinen Brüdern und meinen Eltern eine Art Tour de Suisse. Wir besuchten die Tellskapelle, die Rütliwiese, die Schöllenenschlucht und weitere Innerschweizer Sehenswürdigkeiten. Später war ich oft in Uri, und zwar auf Ski- oder Klettertouren. Zudem war ich während der Rekrutenschule einen Monat lang in Andermatt stationiert. Es war die schönste Zeit während der RS. Aber alles darf ich hier nicht erzählen.

Wie erleben Sie Urner Politiker im Bundeshaus und bei der Parteiarbeit?

Darbellay: Urner Politiker sind Bergler: «fadegrad», ehrlich, kämpferisch und ähnlich hart wie Granit. Das ist gut so. Man weiss, mit wem man spricht, wenn man mit ihnen spricht. Ich schätze sie sehr.

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie Ihren Wohnkanton Wallis mit dem Kanton Uri vergleichen?

Darbellay: Beide Kantone müssen hart kämpfen und haben viele gemeinsame Anliegen: Tourismus, Wasserkraft, Regionalverkehr, Naturgefahren, Kampf für gute Infrastrukturen, Berglandwirtschaft oder Regionalpolitik. Zusammen haben wir gegen die Annahme der sehr schädlichen Zweitwohnungsinitiative gekämpft. Wir sind nur 30 Prozent, die in den Bergen und Randregionen leben. Das heisst: Wir müssen zusammenstehen.

Was unterscheidet das Leben auf dem Land vom Leben in der Stadt?

Darbellay: Das Leben auf dem Land ist bescheidener, aber viel schöner. Man arbeitet hart, aber das Umfeld ist weniger stressig. Die Stadtregionen sehen die Alpen oft als ihren eigenen «Central-Park», als Wohlfühloasen. Sie möchten alles schützen, solange sie selber nicht betroffen sind. Das Mittelland hat man unverschämt zubetoniert. Aber die Alpen will man im Naturzustand bewahren. Auch wir möchten für unsere Kinder in den Bergen Perspektive haben. Doch Naturträume allein schaffen keine Arbeitsplätze.

Wie beurteilen Sie das schwindende CVP-Interesse in den Urkantonen?

Darbellay: Wir haben gelitten. Trotzdem: Wenn ich nüchtern beobachte, was die CVP für die Bergregionen macht, dann dürfen wir selbstbewusst auftreten. In allen relevanten Bereichen ist die CVP als Partei so konsequent für das Berggebiet eingestanden wie keine andere. Eine andere Partei, die uns zu viele Stimme gekostet hat, wollte kleine Bauernbetriebe wegrationalisieren, dem Schweizer Tourismus alle Mittel bis auf 1 Franken streichen, wollte keine Regionalpolitik mehr und keine Erhöhung der Wasserzinsen. Ohne den Widerstand der CVP-Vertreter wäre das für die Berggebiete verheerend herausgekommen.