Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Adolf Ogi

«Das ist bis heute eine gelebte Freundschaft»

Neat und Franz Steinegger: Diese zwei Namen nennt Adolf Ogi zuerst, wenn man ihn auf den Kanton Uri anspricht.
Wohl kaum ein ehemaliges oder aktives Mitglied der Schweizer Landesregierung kennt Uri so gut wie alt Bundesrat Adolf Ogi. Seine enge Beziehung zu Uri basiert vor allem auf seiner Arbeit als ehemaliger Verkehrsminister. Er hat das Jahrhundertprojekt Neat massgeblich geprägt und mitbegleitet. Engen Kontakt pflegt er nach wie vor zum ehemaligen Urner Nationalrat Franz Steinegger.

Helen Busslinger-Simmen

Zum Thema Neat: Welches Ereignis ist diesbezüglich für Sie unvergesslich?

Adolf Ogi: Mit den europäischen Verkehrsministern begab ich mich Anfang der 1990er-Jahre vor die Kirche in Wassen, begutachtete mit ihnen die Berggegend mit ihren Besonderheiten und stellte die Frage: Man kann doch niemals hier eine mehrspurige Autobahn bauen? Das überzeugte sie und war sozusagen die Geburtsstunde der Neat.

Ist das Kirchlein von Wassen für Sie ein Symbol?

Ogi: Ja - in der Tat.

Wie sehen Sie rückblickend Ihren Einsatz für die Alpeninitiative?

Ogi: Ich habe den ablehnenden Beschluss des Bundesrats zur Initiative mit zu starkem persönlichem Engagement vertreten. Punkt!

Wie gut kennen Sie den Kanton Uri?

Ogi: Als Major eines Gebirgsfüsilier-Bataillons weilte ich auch in den Urner Bergen. Andermatt war ein eidgenössischer Waffenplatz, gerade deshalb kenne ich das Urserntal gut, es ist mir ans Herz gewachsen. Hier war ich als Soldat und Offizier im Dienst, und auch als Chef des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS war ich mehrmals in Andermatt.

Welche Urner Berge haben Sie bestiegen?

Ogi: Im Sommer das Sustenhorn, den Grenzberg zwischen Uri und Bern - und natürlich viele andere. Was mir in spezieller Erinnerung geblieben ist: Im Winter überquerte ich einmal mit rund 600 Soldaten die Fellilücke. Einmal stiegen wir vom Gemsstock ins Guspistal und zum Gloggetürmli - mit Biwak und anschliessender Übergabe des Hochgebirgs-Abzeichens.

Mit welchen Urnern haben Sie heute noch Kontakt?

Ogi: Mit Franz Steinegger habe ich 1965 die Offiziersschule absolviert, wir begingen zusammen die Haute Route. Später haben wir fast zur gleichen Zeit unsere Parteien präsidiert, Franz Steinegger die FDP und ich die SVP. Als Bergler hatten und haben wir über Parteigrenzen hinweg eine gelebte Freundschaft, und zwar bis heute.

Im Urserental hat man Sie schon auf dem Golfplatz angetroffen. Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Tal?

Ogi: Wie man hört, tut sich im Urserental viel. Möge die Entwicklung im Einklang mit der Natur und zum Wohl der Bevölkerung ablaufen.

Sie haben Ehrendoktorwürden und internationale Preise erhalten. Welche Ehre war für Sie und Ihre Familie ein besonderes Ereignis?

Ogi: Alle Ehrungen haben etwas Spezielles und waren für meine Familie und für mich freudige Ereignisse, aber hoffentlich auch für jene, welche die Ehrungen verliehen haben.

Viele Ihrer Aktivitäten haben die Herzen der Schweizer Bevölkerung erreicht. Woher kommen Ihre Nähe zum Einfachen und Ihr Charisma?

Ogi: Ich glaube an das, was ich mache, und ich mache das, was ich glaube. Eines meiner Grundprinzipien sind die vier M: Man muss Menschen mögen. Und zu meinem Charisma: Ich bin in einfachen, aber sehr gesunden Verhältnissen aufgewachsen und habe hoffentlich nie die Nähe zu den Menschen verloren.