Mehr Gewicht für Naturwissenschaften an der Kanti Limmattal
Dietikon Limmattalk mit Rektor Max Ziegler
Im Gespräch mit Helene Arnet berichtete Ziegler von der Entwicklung der Kantonsschule Limmattal, seinen Erfahrungen als
Rektor und seiner Einschätzung der Jugend von heute.
Helen Busslinger-Simmen
Als ehemalige Mittelschullehrerin plauderte Helene Arnet zu Beginn des Limmattalks „aus der Schule“! Als neu gewählter Rektor habe Ziegler neu auch für die
Erst-Gymeler Physikunterricht eingeführt. Damit sei er sicher nicht auf Begeisterung gestossen. „Im Gegenteil“, schmunzelte Ziegler, „der Physikunterricht
während der Probezeit hat mit der Zeit statt Missmut die Neugier und den Spass an der Physik geweckt.“ Gemäss seinen Ausführungen gibt es viele
neue interessante Zugänge zu diesem Fach, welche Jugendliche begeistern können.
Als Rektor etwas bewegen
Ziegler betonte, er habe sich als Mittelschullehrer für die Stelle als Rektor beworben, weil er etwas in Gang setzen wollte. Und das sei gelungen: In den letzten
Jahren hätte sich die Kanti positiv entwickelt, sie habe einen guten Ruf, nicht zuletzt dank bahnbrechenden Neuerungen im Schulbetrieb.
Es ist bekannt, dass in der Maturitätsreform von 1995 die Naturwissenschaften benachteiligt waren, was sich an den Hochschulen negativ auswirkte. „Ich gebe
es zu, ich wollte im Lehrplan den Naturwissenschaften wieder den Platz geben, der ihnen gebührt“, so Ziegler. Nicht zuletzt aus diesem Grund sei er Rektor
geworden. Um die Teilautonomie durchsetzen zu können, habe er in der Schule acht Kommissionen ins Leben gerufen und damit dem Lehrerkollegium
die Möglichkeit gegeben, mitzugestalten: „Nur mit Überzeugungskraft kann man etwas verändern.“ Neuerdings berichte die ETH Zürich Positives über die
Studenten, die aus der Kanti Limmattal kommen, freute sich Ziegler.
Schüler aus allen Schichten
Helene Arnet wies auf die unterschiedlichen Herkunftsorte der Kanti-Schüler hin: „Es gibt unglaublich grosse Gegensätze! Aus idyllischen Dörfern im
Knonaueramt kommen Schülerinnen und Schüler, dazu Kinder von der ‚Sonnenseite’ ennet der Limmat und dann Schülerinnen und Schüler aus
den ‚Schattenstädten’ Dietikon und Schlieren.“
Ziegler sagte, die Klassen würden nach Region gebildet, und die Knonauerklassen seien meistens zu Beginn pflegeleichter. Er fügte bei: „Keinesfalls sind
Kinder der Dietiker und Schlieremer Klassen weniger begabt, vielleicht haben sie einen etwas raueren Umgangston. Das verändern wir aber sehr schnell.“ Die
Kanti sei eine multikulturelle Schule, und die verschiedenen Kulturen seien tatsächlich eine Bereicherung.
Nur Lernende werden geduldet
Angesprochen auf die Probleme Alkohol und Drogen gab Ziegler bekannt, darüber gäbe es zurzeit nichts Nennenswertes zu berichten: „Das allgemeine
Rauchverbot hat viel Positives bewirkt. Zudem werden Verfehlungen gegen die Schulordnung sofort geahndet.“ Die Kanti Urdorf sei nicht der richtige Platz
für Jugendliche, die persönliche Probleme ausleben wollen und eigentlich eine intensive Betreuung brauchen. Damit wäre die Kanti Limmattal als Lernort
überfordert.
Ziegler räumte ein, im Lauf der Zeit habe sich schon einiges geändert. So seien früher Kameradendiebstähle selten vorgekommen. Die Schränke mussten
nicht verriegelt werden. Neu gäbe es zu Beginn eines Schuljahres Diebstähle, die dann geahndet werden. Im Allgemeinen seien die Jugendlichen
selbstbewusster als früher, oder anders gesagt: Sie fordern mehr.
In Gedanken „rumzappen“
Auf die Entwicklung der Jugendlichen angesprochen, stellte Ziegler fest: „Die einschneidenste Veränderung ist wohl das ‚geistige Zappen’. Viele Jugendliche
zappen von einem Thema zum andern und haben Mühe, fünfzehn Minuten an einer Sache dran zu bleiben.“ Das wirkt sich natürlich in der Schule aus. Es ist für
alle schwieriger als früher, sich konzentriert einem Thema zu widmen.
Im Verlauf des Abends spürten die Gäste im Stadtkeller, dass Ziegler mit Leib und Seele Rektor ist, grosse Freude an seinen Aufgaben hat und sich auch in
seinem letzten Berufsjahr voll und ganz engagieren will. Auf die Zeit nach der Pensionierung angesprochen, bekannte Ziegler, er könne sich neben einer
Betätigung im Bereich der Beratung oder der Entwicklung von Lernmaterialien durchaus auch „etwas Soziales“ vorstellen. Seine vielen Kontakte mit
Jugendlichen haben bei ihm dafür das Interesse geweckt.