Limmattalk

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Fredy Hiestand

Der die Laugengipfel erfunden hat

Limmattalk mit Fredy Hiestand und Daniel Winter

Kein Platz war mehr frei im Stadtkeller, als der Gipfelikönig Fredy Hiestand von Erfahrungen und Erfindungen erzählte und Einblicke in sein Leben gab.

Helen Busslinger-Simmen
Mit eigenen Augen wollte man den charismatischen Gipfelikönig Fredy Hiestand sehen und aus seinem Mund hören, wie er es vom kleinen Bäcker zum grossen Unternehmer gebracht hat. So drängten sich die Gäste in den Stadtkeller zum Limmattalk. Wie gut klang die Geschichte vom Bauernbub, der in die Welt hinaus zog und die Weltmärkte eroberte. Wie wohltuend zu hören, dass ein Schweizer Unternehmer mit Weltruf ein ökologisches und soziales Gewissen hat. Nebenbei erfuhr man, dass Hiestand nicht nur in Deutschland, Polen und Japan, sondern auch in Amerika Geschäftsketten aufgebaut hat, dass er Lachsfischer in Alaska ist und die Laugengipfel erfunden hat.

Wenn ein Bauernbub Grossunternehmer wird

Dass der Name „Hiestand“ einen besonderen Klang hat, betonte Daniel Winter gleich zu Beginn: „Wer Hiestand sagt, denkt an frische Backwaren.“ Ohne Umschweife erzählte Fredy Hiestand die wunderbare Geschichte von der Waschküche, wo er mit dem Gipfeli-Backen begonnen hatte und nebenher Taxi fuhr, um etwas dazu zu verdienen. „Als Bauernbub habe ich selber gezogene Setzlinge verkauft. Auf einem Bauerngut, das nicht einmal die Familie ernähren konnte, lernte ich neben harter Arbeit auch die Natur respektieren“, erzählte Hiestand. So wie der Bauernbub sein Leben begonnen hatte, so führte er es weiter, hartnäckig, fleissig, unbeirrbar.

„Wer das Hiestand-Geschäftscredo liest, denkt an einen Weltverbesserer, so stark stehen soziale und ökologische Forderungen im Vordergrund“, stellte Daniel Winter fest. Ja, das gute Einvernehmen unter den Angestellten, der Gebrauch von besten Rohstoffen ohne Zusätze und der gegenseitige Respekt seien persönliche Anliegen, bekannte Hiestand. Angestellte entlassen, das habe es bei ihm nicht gegeben, das hätte für ihn ein persönliches Fiasko bedeutet.

Es gibt noch verantwortungsvolle Unternehmer

Weil die Tellerwäscher-Geschichte und der Aufstieg des Selfmademans so märchenhaft tönten, hakte Daniel Winter nach. Warum er als Ideenlieferant nicht in die Politik eingestiegen sei, und wo er politisch stehe, wollte Daniel Winter wissen. „Politisieren ist nicht meine Stärke, ich bin ein Macher und gehe schnurgerade auf ein Ziel los, in der Politik geht’s nicht so rasch. Das wäre nicht meine Welt“, bemerkte Hiestand.

Angesprochen auf die Abzocker in der Wirtschaft, die weit herum Ärger auslösen, verurteilte Hiestand jene, die sich nach seinen Worten „ins gemachte Nest“ setzen und profitieren. Es gäbe aber auch viele Unternehmer, die verantwortungsbewusst sind, von ihnen höre man weniger, bemerkte er. Eher ein Dorn im Auge sind für den Backwaren-Pionier die Anlaufwege bei den Behörden, sogenannte Berater im Bankwesen und die manchmal fragwürdige Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben. „Politisch würde ich in der Mitte stehen, wenn es eine Mitte gäbe“, so Hiestand.

Ratschläge eines Aufsteigers

Klar wurde der berühmte Unternehmer von den Gästen nach Erfolgsregeln gefragt. Aus seinem Mund tönte das, was sonst nicht spektakulär zu sein scheint, wie ein Versprechen: Dran bleiben, nicht zuviel aufs Mal wollen, das Ziel nicht aus den Augen lassen. Hiestand befolgt die einfachen Unternehmens-Regeln selbst. Auch jetzt, als er – ein Jahr nach seiner Trennung von seiner Firma - wieder zwei Nischen entdeckt hat und sie ausbaut. Es geht um eine Holzofenbäckerei in Zürich und um „Fredy’s Backwaren AG“ in Baden. Hiestand schwebt vor, wieder etwas Neues, noch nicht Dagewesenes zu erfinden, der ultimative Gesundheitsgipfel. Wetten, dass er das zustande bringt.

Nach dem amüsanten und lockeren Gespräch, das etliche Lacher auslöste, gabs – wen wunderts – zu essen. Keine Gipfeli diesmal, sondern Käseküchlein. Wer Hiestand heisst, lässt sich nicht lumpen. Wie ein Patron der alten Schule unterhielt sich der Backwaren-Künstler mit seinen Gästen und stellte eine weitere Eigenschaft unter Beweis: Bescheidenheit.